Napster: "Musikindustrie hat kein Interesse an Einigung"

Die MP3-Tauschbörse Napster geht vor dem Start der Berufungsverfahrens am 2. Oktober gegen den US-Plattenverband RIAA in die Offensive. In einer letzten schriftlichen Erklärung an das Berufungsgericht wirft Napster der Musikindustrie vor, an einer angemessenen Einigung kein Interesse zu haben und die Kontrolle über seine Technologie erlangen zu wollen.

Napster liefert sich derzeit einen juristischen Schlagabtausch mit der US-Plattenindustrie wegen der Verletzung von Urheberrechten. Im Juli hatte ein kalifornisches Distriktgericht in einer einstweiligen Verfügung die Schließung der MP3-Tauschbörse angeordnet. Kurz darauf hob ein anderes Gericht diesen Beschluss nach einem Eilantrag von Napster wieder auf. Die endgültige Entscheidung über den Fall fällt in den Berufungsverhandlungen, die am 2. Oktober in San Francisco beginnen.

In seiner schriftlichen Erklärung verweist Napster darauf, dass seine Technologie durch den Audio Home Recording Act (AHRA) geschützt sei. Das Gesetz erlaube private, nichtkommerziell genutzte Kopien von Musikstücken. Daher sei es auch legal, Musikdateien im MP3-Format über das Internet zu tauschen, ohne Gebühren abzuführen. Der US-Plattenverband RIAA klagte aber wegen verletzter Urheberrechte.

"Die RIAA versucht in diesem Fall, die Kontrolle über den Vertrieb von Musik zu behalten", sagte Napster-Anwalt David Boies. Die Musikindustrie sei nicht an einer angemessenen Einigung interessiert, da sie Napsters Vorschläge für eine vernünftige Lizenzierung abgelehnt habe. Boies weiter: "Sie will vielmehr eine Technologie zerstören oder kontrollieren, die sie als Wettbewerb betrachtet." (jma)