Nach 33 Jahren: AMD-Gründer Sanders geht

AMD hat auf seiner Aktionärsversammlung am Donnerstag (Ortszeit) einen neuen Chef ernannt. Nach 33 Jahren überlässt Unternehmensmitgründer Jerry Sanders nun Hector Ruiz den Posten.

Zum Abschied gab sich Sanders noch einmal kämpferisch: Bis zum Ende des Jahrzehnts werde AMD als Chiphersteller die Nummer eins sein, darin sei er mit seinem Nachfolger einer Meinung. "Wir werden keine Niederlage akzeptieren", sagte Sanders.

Der AMD-CEO hatte stets den weltgrößten Chiphersteller Intel herausgefordert. Seine Karriere begann der heute 65-Jährige bei dem Halbleiterhersteller Fairchild Semiconductors. Dort gehörten zu seinen Kollegen auch die Intel-Pioniere Robert Noyce und Gordon Moore. Am 1. Mai 1969 gründete Sanders nur ein Jahr nach der Geburtsstunde von Intel zusammen mit sieben Kollegen AMD. Sanders baute das Unternehmen im Windschatten des großen und als "Monopolist" beschimpften Konkurrenten Intel erfolgreich auf. Heute hält AMD 18 Prozent Marktanteil. "Die Wettbewerbsarena ist voll mit Firmen, die mit Intel konkurrieren wollten", sagte Sanders. "Wir sind die Letzten, die Bestand haben".

In der Tat gehören alle ehemaligen Player des x86-Geschäfts inzwischen zu anderen Firmen oder haben die Entwicklung aufgegeben. Auch AMDs Übernahme der kleinen CPU-Schmiede NexGen im Jahre 1995, deren Arbeit noch im heutigen Athlon steckt, galt als wichtiger Schachzug des Unternehmens.

Mit Jerry Sanders verliert die Halbleiterbranche eine ihrer schillerndsten Figuren. Der ehemalige Schauspieler Sanders machte immer wieder durch vollmundige Sprüche wie "Only real men have fabs" in Bezug auf seinen Stolz auf die Dresdener Fab30 auf sich aufmerksam. Auch seine Vorliebe für Cowboy-Hüte und weiße Anzüge trug seine Wildwest-Attitüde nach außen. Manchmal mag er das moderne Geschäft unterschätzt haben, wie sich erst vor kurzem bei seiner Aussage im Microsoft-Prozess und der vorschnellen Abkündigung des Duron gezeigt hat.

Heute sind einzig noch Visionäre wie Intels Chief Technology Officer Pat Gelsinger oder der charismatische VIA-Chef Wenchi Chen von ähnlichem Unterhaltungswert. So ganz muss man auf Jerry Sanders aber noch nicht verzichten: Er bleibt bis Ende 2003 Chairman bei AMD und leitet damit den Aufsichtsrat. (nie)