MS wehrt sich gegen Linux im Bundestag

In einem offenen Brief wendet sich Kurt Sibold, Chef von Microsoft Deutschland, an die "Erstunterzeichner" der Linux-Kampagne von Werk21. Unter Bundestux.de wirbt die Initiative mit Unterschriften von Abgeordneten für einen Einsatz von Linux im Bundestag.

Werk21 versteht sich als Büro für politische Kommunikation und Design GbR. Unter der Adresse Bundestux.de kann die Initiative über 14.000 Personen nennen, die sich per Formulareintrag für Linux im Bundestag stark machen. Zu den so genannten Erstunterzeichnern zählt Werk21 diverse Bundestagsabgeordnete, aber auch Vertreter aus der Wirtschaft und der Opensource-Bewegung selbst. An diese Erstunterzeichner hat Sibold seinen Brief adressiert.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland zeigt sich überrascht, weswegen die Einführung von Linux im Deutschen Bundestag aus "ordnungs-, wettbewerbs- und standortpolitischen sowie demokratischen Gründen ein notwendiges Signal für Deutschland" sein soll. Im Umkehrschluss, so Sibold, würde dies bedeuten, dass die Unterzeichner einen Staat, "der nicht Linux einsetzt, für undemokratisch oder zumindest für nicht pflichtbewusst halten". Gegen diese Einschätzung wehrt sich Sibold und fragt, was die Entscheidung für oder gegen ein Betriebssystem mit "demokratischen Spielregeln" und "Pflichten eines demokratischen Staates" zu tun habe.

Dann legt Sibold los: "Was Sie mit der Unterstützung dieser Kampagne bewirken, ist eine öffentliche Diskriminierung unserer Produkte und Dienstleistungen als undemokratisch und als Demokratie behindernd." Sibold erinnert auch daran, dass seine Angestellten von diesen Beschuldigung betroffen sind: "Wie meine 1.300 Mitarbeiter in Deutschland sich bei solchen Anschuldigungen fühlen, habe ich über zahlreiche E-Mails bereits erfahren."

Mit der Aufforderung "im Interesse einer besten Lösung für die Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung zu einer sachlichen Diskussion" zurückzukehren schließt Sibold seinen Brief und fügt hinzu: "Damit meine ich übrigens nicht, dass ich eine Diskussion nur dann für sachlich halte, wenn sie in einer Empfehlung für unsere Produkte gipfelt."

Die Debatte über den Einsatz von Linux auf den rund 5000 Rechnern im Bundestag dauert noch an. Microsoft hat wie berichtet bereits Ende November angeboten, dem Bundestag auf Wunsch den Quellcode von Windows zugänglich zu machen, "als Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit", wie Sibold damals betonte.

Zusätzliche Informationen finden Sie im Report "Tux goes Biz". (uba)