MS-Prozess: Gericht verzichtet auf Unix-Experten

Die technische Einführung durch einen Sachverständigen, die das Berufungsgericht im Microsoft-Prozess vorgeschlagen hat, ist gestrichen. Microsoft kritisierte der Experte kenne sich nur mit Unix aus. Und auch das US-Justizministerium äußerte Bedenken, dass durch diese Art der Einführung der Fall in die falschen Bahnen gerät.

Das Berufungsgericht hat mit dem inzwischen gekippten Vorschlag, dass ein unabhängiger Experte eine technische Einführung gibt, etwas im Monopol-Prozess einmaliges erreicht: Microsoft und das Justizministerium waren sich erstmals einig. Auch wenn diese Einigkeit nur darin besteht, dass beide Parteien fürchteten, dass durch die technischen Einführung der Prozessverlauf vorbestimmt wird.

Dass Microsoft Bedenken gegen den Sachverständigen Michael Hites vom Illinois Institute of Technology hegte, hing mit seinem Aufgabenfeld am Institut zusammen. Hites, so stellte Microsoft pikiert fest, ist ein Unix-Experte. Zwar räumte der Softwaregigant ein, dass Hites auch ein wenig Ahnung ("some familiarity") von Windows NT und Windows 2000 hat, im Kartellverfahren gehe es aber um Windows 9x und damit um ein ganz anderes Betriebssystem. Ein weiterer aus Microsoft Sicht fataler Makel von Hites war, dass er noch im Juni ein von Sun Microsystems gesponsertes Unix-Projekt leitete. Sun ist nicht nur ein direkter Konkurrent. Sun-Chef Scott McNealy und Bill Gates sind Intimfeinde, die bereits diverse Prozesse geführt haben.

Das Justizministerium hatte ähnliche Vorschläge, wenn auch die Beweggründe nicht die Nähe von Hites zu Unix und Sun waren. Das Material müsse vorher offengelegt werden, forderten die Regierungsvertreter. Außerdem wollte das Justizministerium, dass die Klägerseite jeweils zwei Repräsentanten für die Vereinigten Staaten und die beteiligten Bundesstaaten zur Sitzung mit Hites schicken darf.

Dem Gericht war der Widerstand anscheinend zu groß. Man werde auf die Einführung verzichten, hieß es in einer knappen Mitteilung. (uba)

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