MS-Prozess: Berufungsgericht lässt sich schulen

Das Berufungsgericht im Kartellprozess gegen Microsoft will Nachhilfe in Computertechnik nehmen. Das Gericht schlägt den Leiter der Computer- und Netzwerkabteilung des Illinois Institute of Technologie für eine Einführung in das komplexe Thema vor.

Microsoft und die US-Regierung als Kläger müssen bis zum 25. Oktober auf den Vorschlag des Gerichts antworten. Michael H. Hites ist laut Gericht ein unabhängiger Experte, der nichts mit dem Fall zu tun hat. Stimmen die beiden Parteien zu, darf jede Seite ebenfalls einen Experten nebst einem Anwalt zu der Sitzung entsenden, um Hites Ausführungen notfalls zu ergänzen. Zuvor sollen beide Parteien mit Hites zusammentreffen, um die Themen und Unterlagen durchzusprechen.

Das Berufungsgericht betont, dass in der Sitzung nicht der Fall behandelt wird. Hites soll nur einen Überblick der technischen Grundlagen bieten. In der Gerichtsnotiz heißt es unbestimmt, dass die "fundamentals of automation" erklärt werden.

Der Vorschlag des Gerichts kann als bloßes Technik-Briefing verstanden werden oder als weiterer kleiner Erfolg für Microsoft. Bereits in den Vorschlägen zum weiteren Prozessverlauf hat Microsoft eine intensive Behandlung des ganzen Falls angemahnt. Das Gericht folgte bisher sowohl in der Terminplanung als auch dem Umfang der Unterlagen weit gehend den Vorschlägen des Konzerns. Je weiter das Berufungsgericht dann bei der Verhandlung in die Materie eintaucht, desto mehr Zeit gewinnt Microsoft. Und das Spiel auf Zeit gehört allemal ins Kalkül des Softwarekonzerns. (uba)