MS-Deutschland: Urteil schadet

Microsoft Deutschland hält das Urteil zur Zerschlagung des Softwarekonzerns schädlich für Wirtschaft und Verbraucher. Dies erklärte Richard Roy, Chef von Microsoft Deutschland und Vizepräsident Microsoft Europa. Im Berufungsverfahren setzt man wegen angeblichen Verfahrensfehler auf eine neue Beweisaufnahme.

Im Microsoft-Kartellprozess hat ein US-Gericht am Mittwoch die Zerschlagung des Softwarekonzerns in zwei Unternehmen angeordnet. Microsoft-Gründer Bill Gates kündigte Berufung an.

Microsofts Deutschland-Chef Richard Roy kommentierte das Urteil: "Nach einem solchen Richterspruch muss jeder Jungunternehmer, der mit einer guten Idee eine erfolgreiche Firma aufbaut, zweifeln, ob seine Investition in geistiges Eigentum wirklich sinnvoll ist", sagte Roy. Microsoft Deutschland werde sich auch in Zukunft voll und ganz auf die Entwicklung von Spitzentechnologie konzentrieren - "mit einem Integrationsgrad, wie die Kunden ihn von uns erwarten", sagte Roy.

Firmensprecher Kurt Braatz gab im Gespräch mit tecChannel.de an, dass Microsoft Deutschland aus dem Urteil vorerst keinerlei Konsequenzen ziehen wird: "Wir ziehen im September als ein Unternehmen in unsere neue Niederlassung in Unterschleißheim ein." An der Preisgestaltung werde sich vorerst ebenfalls nichts ändern, auch wenn dies die Auflagen von Richter Jackson vorsehen.

Braatz kritisierte die nach Microsofts Meinung im Prozess vorgefallenen Verfahrensfehler. So habe man lediglich zehn Tage Zeit gehabt, um auf die Zerschlagungsforderung der US-Regierung zu reagieren. "Das widerspricht den fundamentalen Rechten eines Angeklagten", sagte Braatz. Deshalb wolle man "das Urteil in Gänze angreifen".

Microsoft möchte das weitere Verfahren nach Braatz' Angaben am liebsten vor dem Berufungsgericht in Washington (Court of Appeals) verhandeln lassen, das bereits ein Urteil von Richter Jackson gegen Microsoft aufgehoben hat. Dem gegenüber gab Chef-Ankläger Joel Klein am Mittwoch in einer Pressekonferenz an, den Fall vor das oberste Bundesgericht der USA, den Supreme Court, bringen zu wollen. Erst diese letzte Instanz könnte den zwei Jahre andauernden Prozess zu einem rechtsgültigen Abschluss bringen. (uba/nie)