Massenmarkt mobiles Internet noch vor 2010

Mobilfunkbetreiber müssen innovativer werden

Im Geschäft mit dem mobilen Internet steckt noch enormes Wachstumspotenzial.

Die Berater von Booz Allen Hamilton sehen den Durchbruch von mobilen Datendiensten zum Massenmarkt noch vor 2010. Global seien Umsätze von rund 480 Mrd. Dollar möglich. "Es gibt eine Reihe von Datendiensten, die in den nächsten Monaten signifikant an Bedeutung zulegen werden. 'Location based Services' wie Standortinformationen, Informations- und Newsdienste sowie der Content-Bereich, allen voran der mobile Video-Bereich, werden für Anbieter und Nutzer enorm wichtig sein", prognostiziert Roman Friedrich, Geschäftsführer und Telekommunikationsexperte bei Booz Allen Hamilton, im Gespräch mit pressetext.

Um von dem Milliarden-Kuchen ein Stück zu ergattern, müssten die Netzbetreiber noch wesentlich innovativer werden. Die Produktpalette für Verbraucher müsse mit speziellen Angeboten angereichert werden, um die Konsumenten an die mobilen Internetlösungen heranzuführen. "Sind die Eintrittsbarrieren erst einmal überwunden, steigt die Nutzung", sagt Friedrich. "Traditionellen Mobilfunkbetreibern (wie hierzulande E-Plus) verlangt der mobile Internet-Sektor zu viel Innovationskraft ab, weshalb sie sich auf 'sichere' Standarddienste zurückziehen und dann hinterherlaufen", betont der Experte.

Derzeit würden europäische Mobilfunkanbieter lediglich 18 Prozent ihrer Umsätze mit Datendiensten inklusive SMS und E-Mail-Pushservices erwirtschaften, denen mit 82 Prozent traditionelle Umsatzbringer und herkömmliche Sprachdienste gegenüber stehen. Die aktuellen Veränderungen in den Bereichen Handy und Internet wie permanente Smartphone-Upgrades, Googles Android-Plattform oder die geplante Yahoo-Übernahme durch Microsoft würden für das Kerngeschäft traditioneller Mobilfunkanbieter eine ernste Herausforderung bedeuten. "Traditionelle Mobilfunkanbieter stehen vor der Entscheidung, ob sie den neuen Wettbewerbern im Kampf um diesen Zukunftsmarkt mit einer Konfrontations- oder einer Kooperationsstrategie begegnen wollen", meint Friedrich.

Das größte Wachstumspotenzial für die Netzbetreiber liegt in Datendiensten. Mit rund 77 Prozent sind die technischen Voraussetzungen, Datendienste zu nutzen, beim Großteil der europäischen Handys schon jetzt erfüllt. Genutzt werden diese Techniken aber lediglich von 31 Prozent der Konsumenten, wobei sich die Nutzungsdauer von mobilen Internetlösungen in dieser Gruppe in einem beständigen Anstieg befindet. "Eine erhöhte Nutzung von mobilen Datennetzen verlangt, dass mehrere Komponenten stimmen. Zum einen müssen die Endgeräte die Funktionen unterstützen. Weiters werden breitbandige Mobilnetze benötigt und der gebotene Content muss ansprechend aufbereitet sein. Die Notwendigkeit, dass diese drei Komponenten erfüllt sind, lässt sich besonders im Bereich Mobile-TV erkennen", sagt Friedrich im pressetext-Gespräch. Neue UMTS-Lösungen wie der schnelle Übertragungsstandard High Speed Packet Access (HSPA) und die entsprechend leistungsstarken Endgeräte machen mobile Services künftig aber noch deutlich attraktiver.

Joint Ventures, Kooperationen und Partnerschaften mit Entwicklerfirmen und Content-Anbietern werden in der Telekommunikationsbranche zur erfolgreichen Vermarktung von mobilen Datendiensten unumgänglich. Jene Dienste, die sich im herkömmlichen Internet großer Beliebtheit erfreuen, werden sich auch im mobilen Bereich durchsetzen, ist Friedrich überzeugt. Newsdienste und Social Communities im mobilen Bereich werden SMS und Push-E-Mail überholen, weshalb die Partnerwahl in Kooperationen und möglichst attraktiver Content für Mobilfunkanbieter entscheidend sind. (pte/mje)