Mobile Datenautobahn ohne Verkehr

Erneut leisten sich TK-Unternehmen einen Marketing-Fauxpas. Getrieben vom UMTS-Erfolgsdruck gehen die vier nationalen Cellcos jetzt sukzessive mit dem Always-on-Vorbrenner GPRS an den Markt, obwohl Handys ebenso wie schlüssige Produkte fehlen.

Von: Konrad Buck

Kaum zu glauben, aber ebenso wie beim WAP-Dienst (WAP = Wireless Application Protocol) starten die Cellcos auch ihren GPRS-Service (GPRS = General Packet Radio Service) ohne Handys. Nur wenige Auserwählte, so scheint es, sollen in den zweifelhaften Genuss etwas breitbandigerer Datendienste kommen. Der Verdacht drängt sich auf, dass es jetzt Sache von "Friendly Usern" sein soll, mögliche Anwendungsbereiche auszuloten. Zu dieser Verlegenheit hinzu kommt der Umstand, dass neben GPRS ein zweiter breitbandiger Datendienst lanciert wird. Nahezu parallel zu dem jetzt beginnenden Always-on- und Internet-Technik-gestützten GPRS haben E-Plus und Mannesmann jetzt HSCSD-Dienste (HSCSD = High Speed Circuit Switched Data) eingerichtet.

Die Datenraten, die dort auf Bündelung von bis zu vier GSM-Kanälen mit je 9,6 kBit/s beruhen, kommen locker an die in GPRS-Netzen zunächst möglichen Transferraten heran. Zumal dann, wenn die Mobilfunk-Carrier ihre GSM-Datenkanäle demnächst per Protokoll-Update von 9,6 auf 14,4 kBit/s aufrüsten. Bei E-Plus und D2 ist der aufgebohrte Kanal derzeit in Arbeit. Einziger Unterschied: Dem GPRS-Anwender kostet der Datenkanal weniger, wird statt per Minute nach übertragener Datenmenge berechnet und außerdem bleibt der Sprachverkehr von der Datenübertragung vollkommen unbehelligt. Wer gerade einen Datendienst nutzt, kann gleichzeitig Gespräche annehmen oder Anrufe tätigen.