MobilCom vor Bankrott, Aktien wieder gehandelt

Die Aktien der Telefongesellschaft MobilCom werden am heutigen Dienstag wieder normal gehandelt. Der Kurs brach zunächst weiter ein, erholt sich aber jetzt wieder. Mehrheitsaktionär France Telecom hatte gestern einseitig den Vertrag über den Einstieg in den UMTS-Mobilfunk gekündigt.

Nachdem die Aktie daraufhin um gut 46 Prozent einbrach, hatte die Börse das MobilCom-Papier gestern vom Handel ausgeschlossen. Am heutigen Dienstag brach der Kurs zunächst um weitere vier Prozent ein. Danach konnte die Aktie wieder zulegen. Um 9.59 Uhr lag der Kurs an der Frankfurter Börse mit 8,00 Euro um 3,9 Prozent über dem gestrigen Stand.

France Telecom hatte die Zusammenarbeit bei UMTS gestern gekündigt. "Wir haben keine Zahlungsverpflichtungen mehr", sagte France-Telecom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra in Paris. Dadurch aber ist MobilCom weiterhin von der Insolvenz bedroht. Grund: Ende Juli sind Großkredite über 4,7 Millionen Euro fällig, die das Unternehmen nur ablösen kann, wenn Großaktionär France Telecom dafür einsteht. MobilCom erklärte demgegenüber, es gebe keine rechtliche Basis für die Kündigung des Kooperationsvertrags durch die Franzosen.

Der französische Großaktionär will das deutsche Unternehmen allerdings nicht ganz fallen lassen. "Wir verhandeln in den nächsten Tagen weiter mit den Banken", sagte France-Telecom-Finanzchef Vinciguerra. Die Franzosen seien auch bereit, "im begrenzten Rahmen" MobilCom finanziell zu stützen. Der Streit um die Finanzierung des UMTS-Netzes zwischen den beiden Partnern zieht sich schon Monate hin (siehe tecHistory).

Die France Telecom macht eine Übernahme MobilComs vom Rückzug oder der Entlassung Gerhard Schmids abhängig. Wie berichtet, verweigert dieser seinen Rücktritt. Schmid hatte in dieser Woche nochmals Öl ins Feuer gegossen, als er die France Telecom davor warnte, sein Unternehmen in die Pleite zu treiben. "Dann stünden den Franzosen gigantische Schadenersatzforderungen ins Haus", sagte Schmid in einem Interview mit dem Magazin "Stern".

Die France Telecom wiederum bezeichnete Schmids Verhalten als "inakzeptabel". Der Deutsche habe "den Geist und den Buchstaben" unserer Vereinbarung schwer verletzt, sagte Vincinguerra. "Unsere Geduld ist am Ende". Stein des Anstoßes sei zuletzt die Tatsache gewesen, dass der Aufsichtsrat zwei Mal Schmid nicht - wie von den Franzosen gewünscht - entlassen habe. Ferner habe Schmid nicht die 70 Millionen Euro in Folge der dubiosen Transaktionen seiner Ehefrau nach der gesetzten Frist von sieben Tagen zurückgezahlt. "Jeder andere Aufsichtsrat hätte Schmid unverzüglich entlassen", sagte Vinciguerra. "Das Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat ist zerbrochen". (jma)