Erfolgreiche Weltraum-Mission

MIT-Studenten schicken selbstgebastelte Sonde ins All

Zwei Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist es gelungen, die Erde mit einer selbst gebauten "Sonde" aus dem All zu fotografieren. Mit viel Erfindungsreichtum und Komponenten, wie man sie in einem gewöhnlichen Elektronikladen und Baumarkt kaufen kann, schickten sie eine Kamera ins All, von wo sie Aufnahmen der Erde machte.

Dabei waren Justin Lee und Oliver Yeh mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert. Ihr Raumfahrzeug musste in ausreichende Höhe vordringen, extremen Temperaturen widerstehen und den Weg zurück zur Erde überstehen können. Dies gelang den beiden mit handelsüblicher Elektronik - es waren kaum Modifikationen notwendig.

Den beiden Studenten des MIT war klar, dass Wetterballons in Höhen von über 20 Meilen (32 Kilometer) - an die Grenze des Weltalls - vorstoßen können. Zudem sind heliumgefüllte Wetterballons mit 20 Dollar günstig zu haben, wenngleich die Helium-Füllung noch mal mit 30 Dollar zu Buche schlägt. Gelingt es, die ins All zu transportierende Hardware leicht zu halten, kann der Wetterballon als Raketenersatz dienen. Damit hatten die beiden das Transportproblem gelöst, standen jedoch noch immer vor zwei anderen Dilemmas: Die Extremtemperaturen und die Rückreise ihrer Hardware.

Am Rand der Atmosphäre herrschen Temperaturen von bis zu Minus 55 Grad. Bei diesen extremen Verhältnissen versagen Batterien und Elektronik schnell, es musste also eine Lösung her, um die Kamera auf Temperatur zu halten. Um diesem Problem Herr zu werden, ohne auf teure, wiederstandsfähige Spezialhardware oder Heizelemente zurückgreifen zu müssen, isolierten die beiden ihre Hardware einfach mit handelsüblichem Styropor und wärmten sie mit Taschenwärmern. Die Isolation befestigten sie eng anliegend an ihrer Kamera und einem Handy, um die Geräte vor der Kälte zu schützen. Womit sie nur mehr vor dem Problem standen, die Hardware nach Aufnahme der Fotos wieder sicher zurück zur Erde zu bringen. Hier kam besagtes Handy ins Spiel. Herkömmliche GPS-Funkmodems kosten tausende Dollar, weshalb die beiden schlicht und einfach auf ein GPS-fähiges Handy zurückgriffen. Dieses hielt Lee und Yeh mithilfe von Textnachrichten über die aktuelle Position ihrer insgesamt rund 800 Gramm schweren Eigenkonstruktion auf dem Laufenden.

Tatsächlich schaffte es die Kamera nach dem Ausflug in die obere Stratosphäre, mithilfe eines Fallschirms unbeschadet auf der Erde zu landen. Die beiden Studenten fanden ihre Konstruktion dank des GPS-Handys fünf Stunden nach dem Abheben etwa 30 Kilometer vom Startplatz entfernt. Die Bilder, die ihr Provisorium mit zur Erde brachte, versetzten die Hobby-Weltraumforscher in Entzücken. "Wir haben uns die Fotos angesehen und dachten 'Wow, sind die schön - das ist Kunst!'", sagt Lee. Der Erfolg ihres Projektes habe die beiden veranlasst, sich hinzusetzen und über die Beziehung von Wissenschaft und Kunst zu philosophieren. Die beiden erstellten eine Homepage rund um ihre Projekte, um die Werbetrommel für "wissenschaftliche Kunst" zu rühren. Die Webseite http://www.1337arts.com "könnte etwas großes werden", wie Lee hofft.

Yeh fügt hinzu, dass ihre Arbeit etwas Inspirierendes habe. "Die Tatsache, dass wir mit so geringem Budget und minimalen elektronischen Modifikationen erfolgreich Weltraumfotographie betrieben haben, zeigt dass das wirklich für jeden möglich ist", sagt er. Vielleicht habe die Arbeit der beiden auch den ein oder anderen Physiklehrer inspiriert, seinen Schülern künftig ein solches Erlebnis zu bieten, hofft Yeh. Tatsächlich sind Weltraumforschungen mit Wetterballons, aber auch Kleinraketen, auch hierzulande populär. So veranstaltet etwa das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen derzeit einen Ideenwettbewerb für Studenten, der den Experimenten von Lee und Yeh nicht unähnlich ist. Auch hier wird ein Wetterballon verwendet, um Forschungen in der mittleren Stratosphäre zu ermöglichen. Aber auch Kleinraketen, die sogar noch höher steigen können, ermöglichen die Realisierung studentischer Ideen. Noch bis Mitte November nimmt das DLR kreative Ideen entgegen. (pte/hal)