Codequalität
Mit schlechten Beispielen zu höherer Sicherheit
Offen heisst nicht zwangsläufig besser
Seit Anfang Mai läuft eine Attacke auf Computer des Bundestages. Umfang und Art sind bislang nicht publiziert und die beauftragten Behörden, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und das Bundesamt für Verfassungsschutz, ermitteln. Im Zuge der derzeit noch immer unklaren Ermittlungen ist der Ruf nach Umstellung der Anwendungen und Betriebssysteme auf Open Source-Systeme nur eine Frage der Zeit und aus einzelnen Fraktionen auch schon erfolgt.
Das Beispiel Venom zeigt aber, dass die reine Tatsache, dass Software Open Source-lizenziert ist, noch keinerlei Aussage über deren Sicherheit impliziert. Nur dass man eine Kontrolle des Codes (Code inspection) durchführen könnte, weil der Quelltext verfügbar ist, bedeutet nicht, dass das auch jemand unternimmt. Viel zu einfach ist es, sich auf bestehende Bibliotheken zu verlassen, diese als Blackbox zu betrachten und ihre Funktion implizit als validiert und sicher zu betrachten.
Nur falls die notwendigen Analysen auch durchgeführt werden, kann quelloffene Software diese sonst nur vermeintliche Stärke auch tatsächlich ausspielen. Nur dann kann offene Software durch den Rückfluss der Analyseergebnisse in neue Versionen kontinuierlich verbessert werden.
Es geht nicht um Closed Source gegen Open Source: Unabhängig vom verwendeten Lizenzmodell und der damit verbundenen ideologischen und kommerziellen Interessenlage lenken beide aktuellen Ereignisse das Augenmerk auf hier wie dort gerne konsequent vernachlässigte Eigenschaften von IT-Systemen: Die Codequalität und die Gesamtsicherheit von Anwendungssystemen.
- Woran Sie einen Angriff erkennen
Nach Analysen von McAfee weisen vor allem acht Indikatoren darauf hin, dass ein Unternehmensnetz in die Schusslinie von Hackern geraten ist. Hans-Peter Bauer, Vice President Zentraleuropa bei McAfee, stellt sie vor. - Interne Hosts kommunizieren mit bösartigen oder unbekannten Zieladressen
In jedem Fall verdächtig ist, wenn ein Host-Rechner auf externe Systeme zugreift, deren IP-Adressen auf "Schwarzen Listen" von IT-Sicherheitsfirmen zu finden sind. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Rechner häufig Verbindungen zu Systemen in Ländern aufbauen, zu denen ein Unternehmen keine geschäftlichen Beziehungen unterhält. Dabei kann es sich um den Versuch handeln, Daten aus dem Unternehmen hinauszuschmuggeln. - Interne Hosts kommunizieren mit externen Hosts über ungewöhnliche Ports
Auffällig ist beispielsweise, wenn interne Rechner über Port 80 eine SSH-Verbindung (Secure Shell) zu einem System außerhalb des Firmennetzes aufbauen. SSH nutzt normalerweise Port 22 (TCP). Port 80 ist dagegen die Standardschnittstelle für HTTP-Datenverkehr, also den Zugriff auf das Internet. Wenn ein Host einen ungewöhnlichen Port verwendet, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Angreifer das System unter seine Kontrolle gebracht hat. Um IT-Sicherheitssysteme zu täuschen, tarnt ein Hacker dann die Kommunikation mit seinem Command-and-Control-Server (C&C) als Anwendung, die jedoch nicht den Standard-Port verwendet. - Öffentlich zugängliche Hosts oder Hosts in entmilitarisierten Zonen (DMZ) kommunizieren mit internen Hosts
Mithilfe solcher Hosts kann es Angreifern gelingen, gewissermaßen "huckepack" in ein Unternehmensnetz einzudringen, Daten zu stehlen oder IT-Systeme zu infizieren. - Warnungen von Malware-Scannern außerhalb der Geschäftszeiten
Verdächtig ist, wenn Antiviren-Programme in der Nacht oder am Wochenende Alarm schlagen, also außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Solche Vorkommnisse deuten auf einen Angriff auf einen Host-Rechner hin. - Verdächtige Netzwerk-Scans
Führt ein interner Host-Rechner Scans des Netzwerks durch und nimmt er anschließend Verbindung zu anderen Rechnern im Firmennetz auf, sollten bei Administratoren die Alarmglocken schrillen. Denn dieses Verhalten deutet auf einen Angreifer hin, der sich durch das Netzwerk "hangelt". Vielen Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen (IPS) entgehen solche Aktionen, wie sie nicht entsprechend konfiguriert sind. - Häufung identischer verdächtiger Ereignisse
Ein klassischer Hinweis auf Angriffe ist, wenn mehrere sicherheitsrelevante Events innerhalb kurzer Zeit auftreten. Das können mehrere Alarmereignisse auf einem einzelnen Host sein, aber auch Events auf mehreren Rechnern im selben Subnetz. Ein Beispiel sind Fehler beim Authentifizieren. - Schnelle Re-Infektion mit Malware
Nach dem Scannen mit einer Antiviren-Software und dem Beseitigen eventuell vorhandener Schadsoftware sollte ein IT-System eigentlich längere Zeit "sauber" bleiben. Wird ein System jedoch innerhalb weniger Minuten erneut von Malware befallen, deutet dies beispielsweise auf die Aktivitäten eines Rootkit hin. - Dubiose Log-in-Versuche eines Nutzers
Eigenartig ist, wenn derselbe User innerhalb kurzer Zeit von unterschiedlichen Orten aus Log-in-Versuche in ein Firmennetz startet oder wenn solche Aktionen von Systemen mit unterschiedlichen IP-Adressen aus erfolgen. Eine Erklärung ist, dass die Account-Daten des Nutzers in falsche Hände gefallen sind. Denkbar ist allerdings auch, dass sich ein illoyaler oder ehemaliger Mitarbeiter Zugang zu verwertbaren Daten verschaffen will.