Enterprise Resource Planning
Mit ERP strukturiert zu Industrie 4.0
Die gute Nachricht zuerst: Industrie 4.0 ist mit modernen Lösungen für Enterprise Resource Planning (ERP) systematisch realisierbar. Die schlechte Nachricht - zumindest für manche: dafür ist tatsächlich ein modernes ERP-System erforderlich. So stellt sich zunächst die Frage, welche Kriterien an ein ERP-System zu stellen sind. Den Rahmen dafür steckt die Idee von Industrie 4.0 ab: Intelligente Vernetzung von der Produktentwicklung über die Produktion und Logistik bis hin zum Produkteinsatz einschließlich zugehöriger Services und späterem Recycling - in Echtzeit verbunden mit dem Unternehmensmanagement und koordiniert mit Kundenwünschen, Marktbedingungen sowie Partner- und Geschäftsmodellen. Kurzum: alles ist mit allem digital vernetzt.
Software-Architektur bestimmt Vernetzungsfähigkeit
Damit wird schnell klar: Zukunftsorientierte ERP-Lösungen als Backbone der Wertschöpfungsprozesse in Industrieunternehmen müssen auf einer Software-Architektur basieren, die flexibel ist und einfach mit Drittlösungen integriert werden kann. SOA - also serviceorientierte Architekturen - haben sich hier bewährt. SOA bricht Softwareprozesse in granulare "Services" beziehungsweise Funktionalitäten auf, die einzeln und unabhängig voneinander durch Konfiguration angepasst werden können. Daher vereinfacht das SOA-Konzept auch die Integration von Fremdsystemen in das ERP. Da serviceorientierte Architekturen die Geschäftsprozesse in kleinere, einfach zu manipulierende Funktionen aufteilen, können auch unternehmensspezifische Regeln besser im System abgebildet und jederzeit verändert werden.
- 7 Fragen zur SOA-Effizienz
Das Potenzial für die Automatisierung der Geschäftsprozesse, das in einer Service-orientierten Architektur steckt, bleibt oft ungenutzt. Wenn das so ist, ändert auch eine Modernisierung nichts daran. - 1. Ist die SOA kompatibel mit Geschäftsmodell und IT-Landschaft?
Zunächst wird man vorbehaltlos rekapitulieren müssen, ob die ursprüngliche Entscheidung für SOA vor dem Hintergrund der aktuellen Bedingungen eigentlich noch die richtige ist. War der Bedarf für wiederverwendbare IT-Services so groß wie erwartet? Ist die Systemlandschaft tatsächlich so heterogen, dass sie eines ESB bedarf? Von entscheidender Bedeutung ist auch, ob sich in den fachlichen Prozessen die Servicequalität verbessern lässt, wie das SOA-Konzept es verspricht. - 2. Verwirklicht die SOA konsequent eine Architekturentscheidung?
Schon der Name Service-oriented Architecture zeigt an, dass es um eine IT-Architektur und eine grundsätzliche Entscheidungen in IT-Fragen geht. Nötig sind deshalb klare Vorgaben, für welche Einsatzgebiete der ESB beziehungsweise eine Orchestrierung in BPEL und BPMN (Business Process Model and Notation) zu verwenden sind. - 3. Werden die Potenziale zur Effizienzsteigerung genutzt?
Eine IT-Architektur ist kein Selbstzweck. Die bloße Möglichkeit, flexible IT-Services aufsetzen zu können, rechtfertigt die Investitionen nicht. Nur wenn die Service-orientierte Architektur hilft, die Effizienz im Unternehmen zu steigern, zahlt sich der Aufwand aus. - 4. Behindert eventuelles Silodenken den effizienten SOA-Einsatz?
Die Kopplung einzelner Systeme zu übergreifenden Prozessketten ist eher eine organisatorische Herausforderung als ein IT-Poblem. SOA-Potenziale lassen sich oft nur ausschöpfen, wenn vorher eine Silo-übergreifende Prozessoptimierung stattgefunden hat. - 5. Liefern die Services aussagekräftige Kennzahlen?
Bei der Orchestrierung und in den Services sind standardisierte Messpunkte zu setzen, die sich für die Auswertung durch ein Business-Activity-Monitoring eignen. Zudem liefern diese Messpunkte die Grundlagen für die KPI-Überwachung (Key Performance Indicators) sowie die kontinuierliche Prozessoptimierung. - 6. Funktioniert die IT-Governance?
Als strategische Entscheidung bestimmt SOA, wie Prozesse in der IT abgebildet werden. Deshalb hängt sie eng mit der IT-Governance zusammen. Wenn es keine gibt oder die vorhandene nicht funktioniert, ist das häufig ein Grund für das Versanden von SOA-Projekten. - 7. Welche SOA-Infrastruktur passt in das Unternehmen?
Erst nachdem die bisherigen SOA-Initiativen hinterfragt wurden, stellt sich die Frage nach einer Migration oder Modernisierung. Auch hier gilt: Die Komponenten müssen zur Strategie des Unternehmens und der dort vorherrschenden IT-Systemlandschaft passen.
Datenqualität sichert automatisierte Intelligenz
Die zweite Voraussetzung für Industrie-4.0-Initiativen ist, mit dem ERP-System eine zentrale Datenhaltung mit einheitlichen Datenformaten zu schaffen. Die konsequente Datenkonsolidierung im Zuge einer Systemmodernisierung ist nur eine vermeintliche Hürde. Schließlich gibt es heute Tools und Templates, die Unternehmensdaten mit einem hohen Automatisierungsgrad bereinigen und fehlerfrei überführen. Dabei liegt auf der Hand, dass die mit Industrie 4.0 verbundenen Automatismen anhand intelligenter Datenanalysen nur funktionieren können, wenn die Datenqualität verlässlich ist.