Bewerbung statt Kündigung

Mit Erfahrung im Job punkten

Gutes Arbeitszeugnis statt Abfindung

Fragt man ältere Arbeitslose, ob ihre Kündigung überraschend kam, dann gestehen viele: Sie war absehbar. Sie verdrängten die Bedrohung jedoch. Aus nachvollziehbaren Gründen, wie die Management-Beraterin Barbara Liebermeister betont: "Ältere Arbeitnehmer müssen, wenn sie ihre Stelle verlieren, oft ihre gesamte Lebensplanung überdenken." Deshalb lautet ihr Tipp für Berufstätige: "Hört die Signale, statt die Augen zu verschließen." Denn Personalleiter sind Bewerbern, die noch eine Stelle haben, "meist gewogener als Bewerbern, die bereits das Kainsmal ‚arbeitslos’ ziert". Hinzu kommt: Je mehr Zeit zum Bewerben bleibt, umso größer ist die Chance, im Umkreis eine Stelle zu finden. Zudem agieren (Noch-)Jobinhaber selbstbewusster.

Ein Problem vieler älterer Stellensucher: Sie können ihre Kompetenz nur schwer belegen. Denn ihre 15 oder 20 Jahre alten Diplome sagen wenig über ihr aktuelles Können aus. "Und Arbeitszeugnisse beschreiben meist nur vage die ausgeübten Tätigkeiten", betont Walz. Zudem würden ihnen, so der Consultant, viele Personaler wenig Vertrauen schenken, weil sie nicht sicher seien, ob der alte Arbeitgeber das Zeugnis nur so positiv formulierte, um die Abfindung zu sparen, oder weil der Bewerber wirklich spitze sei.

Mit Erfahrungen aussagekräftig bewerben

Hier helfen oft Beschreibungen, welche Probleme der Bewerber bei seinem alten Arbeitgeber löste. "Sind in ihnen kurz und prägnant die Aufgabenstellungen nebst Problemlöseschritten skizziert, macht dies die Kompetenz transparent", betont Unternehmensberater Georg Kraus aus Bruchsal.

Insgesamt gilt: Von "alten Hasen" erwarten Unternehmen aussagekräftigere Bewerbungen als von Berufsanfängern. Schreiben Berufseinsteiger im Anschreiben "Mit Interesse las ich Ihre Anzeige", um anschließend nochmals kurz ihren Lebenslauf zu schildern, wird ihnen dies verziehen. Von Berufserfahrenen erwarten die Betriebe präzisere Aussagen darüber, warum sie sich bewerben und wertvolle Mitarbeiter wären.

Spezielle Kenntnisse ermitteln

Diese Fragen zu beantworten, fällt vielen berufserfahrenen Bewerbern schwer. Denn sie wissen nicht: Welche Pfunde kann ich in die Waagschale werfen? Sie verweisen oft nur auf ihr fachliches Know-how und ihre Branchenkenntnis. "Unternehmen haben aber auch unterschiedliche Strukturen und Kulturen. Deshalb haben sie auch spezifische Probleme und Verfahren, diese zu lösen. Folglich brauchen sie auch unterschiedliche Mitarbeiter", erklärt Müllerschön.

Ein Beispiel: Fach- und Führungskräfte in mittelständischen Betrieben benötigen meist eine breitere Qualifikation als Konzernmitarbeiter, denn in Klein- und Mittelbetrieben gibt es nicht so viele Spezialisten zum Delegieren von Aufgaben. Außerdem dürfen sich ihre Mitarbeiter nicht zu schade sein, auch mal Briefe einzutüten. "Ein Stellensucher, der in einem kleinen Familienbetrieb arbeitet, kann just dies beim Bewerben in die Waagschale werfen - auch bei Großunternehmen, die ihre Organisation in kleinere, flexiblere Einheiten untergliedern möchten", erläutert Liebermeister. Solche speziellen Fähigkeiten und Erfahrungen sollten ältere Arbeitsuchende bei sich ermitteln, damit sie sich gezielt bewerben können. Denn dass sie berufserfahrene Experten sind, sollte sich auch in ihrem Vorgehen beim Bewerben widerspiegeln. (pg)