Neuausrichtung

Microsofts Strategie "Mobile first, Cloud first"

Zahlreiche Baustellen bei Microsoft

Nadella muss sich aber auch um weitere interne und externe Baustellen kümmern: Er muss den Konzern für das "Internet der Dinge" rüsten, Partner und Kunden vom neuen Kurs überzeugen, das Geschäft mit Privatanwendern ankurbeln und das Beste aus dem vermeintlichen Schnäppchenkauf der Mobilfunksparte von Nokia machen. Hierzu zählt auch die Integration der 25.000 ehemaligen Nokia-Mitarbeiter. Es geht hier insbesondere um die Sicherung von Kompetenzen und Ressourcen. Microsofts primäres Ziel ist es, hier nicht nur Geräte zu verkaufen, sondern von der weltweiten Logistikkette, den damit verbundenen Kompetenzen und Marktzugängen zu profitieren.

Gleichfalls wichtig ist die Sicherung der Produktionskapazitäten. Hierdurch kann Microsoft sich gegen die großen Smartphone-Hersteller und deren Vasallen, die Auftragsfertiger, positionieren. Microsoft muss sich nicht mehr hinten anstellen oder drücken lassen, wenn Windows-Phone-Geräte produziert werden sollen - auch technische Visionen können vorangetrieben werden.

Das eigentliche Endgerät, das Smartphone, wird zwar weiterhin hoch emotional aufgeladen sein und das Design wird über den Erfolg entscheiden. Die Geräte werden trotz steigender Leistungsparameter immer "dümmer". Ihre eigentliche Intelligenz liegt in Anwendungen und deren Know-how und DNA liegt in der Cloud. Deshalb gilt es, auf Cloud-Diensten basierenden Service zu mobilisieren. Und hier hat sich Microsoft bedingt durch eigene Rechenzentren und umfassenden Service in den letzten Jahren zu einem wichtigen Anbieter entwickelt.

Mobile first, Cloud first

"Mobile first, Cloud first" lautet das neue Microsoft-Mantra. Es ist die Fortsetzung und Erweiterung der von Steve Ballmer eingeführten Neuausrichtung des Unternehmens als "Devices and Services Company". Microsoft hat in den letzten Jahren die wesentlichen Geschäftsfelder hierauf ausgerichtet. Hierzu zählt neben dem Client-Betriebssystem und Office insbesondere das Rechenzentrum. Hier hat Microsoft in den letzten Jahren Milliarden in Infrastruktur und Produkte investiert. Der von Microsoft entwickelte ganzheitliche Ansatz sorgt dafür, dass ein nahtloses Angebot vom Rechenzentrum in Anwenderunternehmen, über Services von Hostern bis hin zu den Microsoft-Cloud-Services entsteht.

Gegenwärtig ist weder zu erkennen, dass es die großen Cloud-Anbieter wie Amazon (mit AWS) in einem solchen Umfang in das Unternehmensrechenzentrum zieht, noch dass Größen im Rechenzentrum - wie etwa VMware - umfassende vergleichbare eigene Cloud-Rechenzentren aufbauen. Durch diese Marktsituation hat Microsoft einen zeitlichen Vorteil gegenüber Marktbegleitern, der zu Geld gemacht werden kann. Hinzu kommen die zahlreichen Services, wie Office 365, Skype, Outlook.com oder Yammer, die Microsoft in den eigenen Rechenzentren betreibt.

Bei der "Mobile First, Cloud First"-Strategie geht es um die Mobilisierung von Geschäftsprozessen und privaten Aktivitäten auf Grundlage von Cloud-Technologie. Ist die Strategie erfolgreich und wird in einigen Jahren aus einem Cloud-first- ein Cloud-only-Verständnis, hat Microsoft es abermals geschafft, die Massen an sich zu binden. Ein Unternehmen wie Microsoft weiß genau, wie solche Austausch- und Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden. Das liegt auch daran, dass Microsoft die Regeln der Massenmärkte wie kaum ein zweiter Anbieter der IT-Industrie kennt. Durch Netzwerk- und Verbundeffekte wurden ganze Märkte ersonnen, geschaffen, entwickelt und besetzt. Und bevor ein Spieler wie Microsoft in ein neues Spiel - einen neuen Markt - eintritt, wird der eigene Mehrwert ermittelt.