Microsoft und Caldera beenden Monopolstreit

Caldera hat den Vorwurf des Monopolmissbrauchs gegen Microsoft außergerichtlich fallen lassen. Microsoft hat sich angeblich bereit erklärt, rund 155 Millionen US-Dollar an Caldera zu zahlen. Das entspricht laut Microsoft einem Verlust von drei Cent pro MS-Aktie.

Über weitere Details der Wiedergutmachung wahrten die Parteien Stillschweigen. Caldera hatte im bisherigen Verfahren von Microsoft einen Schadensersatz von 1,6 Milliarden US-Dollar gefordert. Der Streit zwischen den beiden Softwareherstellern war entbrannt, nachdem Caldera das Betriebssystem DR-DOS im Jahr 1996 von Novell gekauft hatte. Caldera selbst wurde vom ehemaligen Novell-CEO Raymond Noorda gegründet. Caldera warf Microsoft vor, sein Windows-Betriebssystem in illegaler Weise mit MS-DOS zu verbinden und damit andere Betriebssysteme wie DR-DOS aus dem Wettbewerb zu drängen. Das sei ein klarer Missbrauch der Vormachtstellung von Microsoft im Betriebssystemmarkt. Caldera hatte damit einen bereits von Novell ausgesprochenen Verdacht prozessreif gemacht, dass Windows illegal mit MS-DOS verbunden ist. Die Softwarespezialisten des Dr. Dobb's Journal kamen bei der Untersuchung von Windows 3.1 zum Schluss, dass Windows im Stil eines Torwächters überprüft, ob MS-DOS oder ein anderes DOS-Betriebssystem geladen ist. Findet Windows ein alternatives DOS, gibt es Fehlermeldungen aus oder stürzt ab. Der Nachweis, ob dieser Absturz ein Bug oder Absicht ist, konnte aber nicht erbracht werden.

Ein Streitpunkt im Verfahren war die Ankündigung von Microsoft, Windows 95 komme ohne DOS-Basis aus. Später erwies sich diese Behauptung als falsch. Mit solchen Ankündigungen, so die Caldera-Anwälte, habe Microsoft Stimmung gegen das DOS-Betriebssystem gemacht, nur um dann Windows 95 doch mit MS-DOS auszuliefern. Einer der Höhepunkte der Auseinandersetzung war die richterliche Verfügung, dass Microsoft Caldera den DOS- und Windows-95-Sourcecode zur Verfügung stellen muss. Caldera konnte schließlich nachweisen, dass Windows 95 mit DR-DOS funktioniert, wenn einige anscheinend willkürliche eingebaute Hürden beseitigt werden.

Die zivile Klage Calderas gegen Microsoft ähnelte, was die illegale Verbindung von Software betrifft, dem Antitrust-Verfahren, das vom US-Justizministerium gegen Microsoft geführt wird. Prozessbeobachter hatten bereits gemutmaßt, dass Caldera die für Microsoft äußerst negativ ausgefallene Tatsachenfeststellung als Leitfaden für den eigenen Prozess verwenden könnte. Die Beilegung des Caldera-Streits könnte andererseits ein Indiz für eine außergerichtliche Einigung auch in dem anderen Fall sein. (uba)