Microsoft lockert OEM-Lizenz für Windows

Microsoft hat einige Lockerungen in den Lizenzbestimmungen für OEM-Partner angekündigt. Microsoft-Boss Steve Ballmer betonte, diese Änderungen würden einer außergerichtlichen Einigung im laufenden Prozess nicht vorgreifen.

Dennoch haben die Maßnahmen mit der Gerichtsentscheidung zu tun. Steve Ballmer bezeichnet den Schritt als Reaktion darauf, dass das Berufungsgericht einige Praktiken bei der Lizenzierung von Windows als unzulässig beurteilt habe. Die Lockerungen sollen ab sofort gelten.

Die wichtigsten Änderungen in den Lizenzbestimmungen betreffen den Internet Explorer. Microsoft will OEM-Partner nicht mehr dazu zwingen, den IE sowohl als Eintrag im Startmenü als auch als Icon auf dem Desktop zu verewigen.

Außerdem soll der Internet Explorer bei Windows XP in das Systemprogramm "Software Hinzufügen/Entfernen" aufgenommen werden. Unter die Löschoption falle bei Windows XP auch das Entfernen der Zugangswege zum Internet Explorer, also der Icons und Einträge im Startmenü und auf dem Desktop. Die Option, dass OEMs auf die Icons und Einträge des Internet Explorer verzichten können, gilt laut Microsoft auch für Windows 98, 2000 und ME.

Dass die für manche Benutzer lästigen IE-Icons beim einen oder anderen PC-Hersteller verschwinden, muss aber nicht heißen, dass der Desktop dadurch aufgeräumter wird. Microsoft gibt OEMs künftig die Möglichkeit, eigene Icons und damit Links auf Konkurrenzprodukte auf dem Windows-Desktop zu platzieren.

Den Starttermin für Windows XP sollen die Lockerungen der Lizenzen nicht beeinflussen. Zwar sei jetzt zusätzliche Entwicklungsarbeit gefragt, der XP-Launch-Termin stehe aber fest. Hochrangige Vertreter von Dell, Compaq und Gateway begrüßten den Schritt von Microsoft.

Prozessbeobachter und Analysten werten den Schritt von Microsoft im Gegensatz zu Steve Ballmer als klares Signal für eine außergerichtliche Einigung. Allerdings sei es zweifelhaft, ob dieses Signal ausreiche. Dass OEMs überhaupt von der Möglichkeit Gebrauch machen, den Internet Explorer zu entfernen, hält der Analyst Chris Le Tocq von Guernsey Research für wenig wahrscheinlich. Für den Netscape Browser komme dieser Schritt ohnehin zu spät. "Warum sollte ein OEM den Internet Explorer entfernen, wenn die meisten seiner Kunden ihn nutzen", sagte er.

Rob Enderle, Marktforscher bei der Giga Informations, bewertet die Änderungen drastischer. Für Microsoft seien die Lockerungen der einzige Weg, Windows XP überhaupt auf den Markt zu bringen. Das Gericht würde ohne diese Konzessionen die Auslieferung blockieren, glaubt Enderle.

Informationen zum Verfahren gegen Microsoft finden Sie hier. In diesem Report lesen Sie, wie das Authentifizierungssystem in Windows XP funktioniert. Einen Test des RC1 von Windows XP finden Sie hier. (uba)