Der Pen-Boom hat wirtschaftliche Gründe

Mehr Produktivität: Tablets und Smartphones mit Stift-Bedienung

Digitale Stifte kommen bei Tablets und Smartphones oder autark arbeitend zunehmend zum Einsatz. Die Pen-basierende Eingabe steigert gerade bei Business-Anwendungen die Produktivität. Für Unternehmen gibt es interessante Einsatzgebiete.

Derzeit werden so viele Smartphones und Tablets mit Stift angeboten wie schon seit Jahren nicht mehr. Über dreißig Geräte sind derzeit verfügbar und mehr sind angekündigt. Samsung, einer der Pioniere der neuen Pen-Welle hat bereits über vierzig Millionen Stiftgeräte verkauft, seit das erste Galaxy Note 2011 erschienen ist. Schlüssel des Erfolges sind aktive Stifte mit hoher Genauigkeit, die für eine sichere Handschrifterkennung benötigt werden. Passive Systeme wie sie für die Fingererkennung eingesetzt werden, sind zu ungenau und reichen meist nur für einfache Verschiebegesten.

Die Kombination aus passiver Erkennung der Finger und aktiven Digitizern für die Schrifterkennung ist das Erfolgsrezept, dem nun auch andere Anbieter folgen. Asus macht mit dem FonePad Note 6 - seinem dritten Smartphone mit Stift unter Android - Samsungs Flaggschiff Galaxy Note 3 Konkurrenz; Alcatel, LG und HTC ziehen nach. Samsung bringt derweil mit dem Galaxy NotePRO 12.2 das bisher größte Tablet auf dem Markt, während Toshiba mit dem Excite, einem Android-Tablet Erfahrungen sammelt.

Microsoft profitiert von der langjährigen Erfahrung mit dem 2001 erstmals vorgestellten Tablet-PC. Der Hersteller stattet alle Modelle seiner aktuellen Surface-Reihe neben der Fingererkennung auch mit aktiven Stiften aus. Lenovo hat mit dem ThinkPad Helix und Yoga zu Tablets konvertierbare Notebooks mit aktiven Stiften im Programm. Sony wartet mit dem Tab, dem Duo und dem Fit gleich mit drei konvertiblen Tablet-Notebooks mit aktiven Stifte auf. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, bis auf einer Ausnahme: Apple.

Der Erfolg der Stift-Systeme straft Steve Jobs Lügen, der bei Einführung des iPhone beziehungsweise des iPad die Nutzung von Stiften vehement abgelehnt hat. In die mobilen Geräte von Apple ist seit dem nur passive Technik verbaut. Mit Multi-Touch-Gesten gesteuert wurden die mobilen Computer aber für breite Anwenderschichten nutzbar gemacht. Bei einigen Business-Anwendungen stößt die Fingerbedienung aber an Grenzen. Noch hält sich Apple an das ursprüngliche Kredo - bis auf Gerüchten und einigen wenigen Patentanmeldungen hört man zum Thema Stiftbedienung wenig aus Cupertino. Stifte für iPhone und iPad sind bislang nur von Drittanbietern verfügbar, die das Beste aus der passiven Technik herauszuholen versuchen oder auf aufwendige Zusatzlösungen setzen.

Persönliche Produktivität

Was die Stifte so beliebt macht, ist der Gewinn an persönlicher Produktivität und Komfort. Dank des massiven Einsatzes von Wörterbüchern ist die Handschrifterkennung inzwischen so gut geworden, dass auch ungeübte Anwender auf den Geräten fließend Texte erfassen können. Das geht wesentlich schneller als mit der Bildschirmtastatur.

Ohne Finger im Blickfeld lassen sich mit den Stiften Buchstaben und graphische Elemente direkter und schneller "greifen". Je nach Anwendung lassen sich zudem über Gesten, wie Buchstabenkürzel, direkt Operationen auslösen. Die umständliche Auswahl von Operationen über Menüs kann in vielen Fällen entfallen. Neben den naheliegenden Zeichen und Notizprogrammen sind daher Kalender und To-Do-Listen sowie graphische Editoren die beliebtesten Stift-Anwendungen für den persönlichen Einsatz. Doch was bringt der bisher als nette Spielerei verschriehene Stifteinsatz aus Unternehmensperspektive?