Longhorn: Neuerungen im Überblick

Beim ersten Blick auf Longhorn mag so mancher Anwender erst einmal enttäuscht sein. Die herausragenden Änderungen fehlen. Das Produkt ist eher durch kontinuierliche Weiterentwicklung als durch große Innovationssprünge gekennzeichnet. Um die Neuerungen im Detail zu erkennen, muss man etwas genauer hinsehen.

Für ein eigentlich „großes“ Release, ähnlich wie Windows 2000 oder Windows NT, ist die Beta 2 von Windows Server Longhorn auf den ersten Blick etwas enttäuschend. Die Entwicklungszyklen bei Microsoft bringen im Serverbereich ja alle sieben bis acht Jahre ein solches großes Release mit grundlegenden Verbesserungen. Bei Longhorn fehlen nun aber die großen Neuerungen wie beispielsweise das Active Directory bei Windows 2000. Und vieles von dem, was Longhorn ausmacht, ist entweder in ersten Releases schon mit dem Release 2 des Windows Server 2003 oder in anderer Form bereitgestellt worden. Einige der interessanteren Veränderungen liefern in der Summe dennoch einen deutlichen Mehrwert.

Die wichtigsten Neuerungen

Die wichtigsten Veränderungen beim Windows Server 2003 sind:

  • Die Network Access Protection (NAP) ist eine Umgebung, über die Administratoren den Status von Clientsystemen analysieren können, bevor diesen Zugriff auf das Netzwerk gewährt wird.

  • Über die Server Core-Installation lassen sich Server mit einem Minimum an Diensten installieren, um den Overhead zu minimieren. Damit wird weniger Last verursacht, die Sicherheit durch weniger von außen erreichbare Komponenten erhöht und die Anzahl der nötigen Patches reduziert.

  • Beim Active Directory können nun auch Read-Only-Domänencontroller eingerichtet werden. Auf diesen können keine Änderungen durchgeführt werden. Sie sind aber beispielsweise für weniger sichere Umgebungen oder für spezifische Anwendungsbereiche mit einer hohen Zahl von Abfragen eine interessante Ergänzung.

  • Die Terminaldienste wurden wesentlich erweitert. Zu den Neuerungen zählen hier insbesondere auch verbesserte Remotezugriffe über das Web auf Anwendungen auf Clientsystemen.

  • Die Windows Deployment Services (WDS) ersetzen die bisherigen RIS und erweitern deren Funktion wesentlich.

  • Der TCP/IP-Stack wurde grundlegend überarbeitet, um eine bessere Bandbreitennutzung, Performance und verbesserten Support für 64-Bit-Umgebungen bereitzustellen.

Microsoft hat außerdem etliche Änderungen am Kernel und im Bereich der Sicherheit vorgenommen, die wir in gesonderten Artikeln noch näher behandeln.

Server Core

Einer der Punkte, der vor allem von UNIX- und Linux-Verfechtern immer wieder gegen Windows ins Feld geführt wurde, ist die relative „Schwergewichtigkeit“ des Systems. Windows-Server bestehen aus einer Vielzahl von Komponenten, die installiert werden. Viele davon sind eigentlich für den Betrieb des Servers selbst nicht erforderlich – vor allem wenn die Administration remote erfolgt.

Bild 1: Zu den wichtigsten Neuerungen bei Longhorn zählt die NAP, die über die Gruppenrichtlinien konfiguriert wird.
Bild 1: Zu den wichtigsten Neuerungen bei Longhorn zählt die NAP, die über die Gruppenrichtlinien konfiguriert wird.

Mit der Server Core-Installation werden dagegen nun nur die allerwichtigsten Dienste eingerichtet – nicht einmal der Windows Explorer wird installiert. Die Standardschnittstelle für die lokale Verwaltung eines solchen Servers ist die Befehlszeile. Microsoft verspricht, dass das System für die Installation weniger als 1 GByte Plattenplatz benötigt. Unterstützt werden bei diesem Konzept vier Server-Rollen:

  • DHCP-Server

  • DNS-Server

  • File-Server

  • Domänencontroller

Außerdem lassen sich auf Core-Servern natürlich auch Anwendungsdienste einrichten, soweit sie keine weitergehenden Funktionen wie beispielsweise den Internet Explorer als lokale Administrationsschnittstelle benötigen.