LinuxWorld Expo: Linux im Business, MS unter Beschuss

Einen gedämpften, jedoch professionellen Start hat die LinuxWorld Expo 2001 in Frankfurt hingelegt. Zwar ist das Ausstellungsprogramm enger und der Hype rund um Linux kleiner als bei der Premiere im Vorjahr. Jedoch zeigt die Messe 2001 ein wesentlich professionelleres, Business-orientierteres Gesicht.

Dies kam nicht zuletzt auch in den Keynotes auf der Messe zum Ausdruck. Mit einer Rede über die Einsatzmöglichkeiten von Linux im eBusiness eröffnete Erich Clementi, Vice President System Sales bei IBM, das Konferenzprogramm. Er forderte offene Standards vor allem bei den kommenden Web Services, die das künftige eBusiness bestimmen.

"Ein Standard, der jemandem gehört, ist ein Monopol - so einfach ist das! Die Zeit der proprietären Lösungen ist vorbei." präzisierte Clementi in seiner Rede den Standpunkt der IBM, ohne den Monopolisten jedoch beim Namen zu nennen. Dies holte er allerdings später im direkten Gespräch mit tecChannel.de nach: "Microsoft bindet seine Services an das Betriebssystem. Das ist der falsche Ansatz. Möglicherweise sind sie groß genug, das auch im Markt durchzudrücken. Wachsen werden sie auf diesem Weg aber nicht mehr."

Ebenfalls in die Kerbe Standards schlug Dirk Hohndel. Der bisherige SuSE-CTO trat dabei überraschenderweise als frischgebackener IBM-Employee in Erscheinung. "Der Desktop ist nicht der Höhepunkt der Linux-Entwicklung" lautete seine Botschaft. Die Zukunft von Linux liegt auf dem Server und in den Rechenzentren!".

Allerdings sei dafür eine Standardisierung des Open-Source-Betriebssystems unabdingbar. Sie sei in Form der aufeinander aufbauenden Initiativen LSB (Linux Standard Base), LDPS (Linux Developer Platform Specification) und Li18nux (Linux-Internationalisierung) schon weit fortgeschritten. Endziel sei ein Standard, der die Zertifizierung von Hard- und Software und damit Sicherheit für Entwickler und Kunden böte. Eine solche rundum offene Linux-Plattform könne sich dann problemlos mit Windows messen.

Zum Einsatz von Linux im Behördenumfeld nahm in der dritten Keynote Joerg Tauss (SPD), seines Zeichens unter anderem Vorsitzender des Bundestagsunterausschusses für neue Medien, Stellung. Auch er übte wie Clementi harsche Kritik an der Geschäftspolitik von Microsoft. Speziell im Sicherheitsbereich beschränke sich der Software-Gigant auf Lippenbekenntnisse und gehe auf Angebote zur umfassenden Diskussion der Probleme nicht ein.

Tauss räumte Linux gute Chancen auf eine Einführung in Bundestag und Bundesverwaltung ein. Dies liege neben technischen Problemen nicht zuletzt auch an den exorbitanten Lizenzkosten der Microsoft-Software. Allein auf Bundesebene ließen sich durch die Umstellung auf Open-Source-Software möglicherweise bis zu 250 Millionen Mark einsparen, erläuterte der Politiker. Da seine Fraktion bereits seit 1995 Linux einsetze und er die Vorteile des offenen Betriebssystems zu schätzen gelernt habe, setze er sich jedenfalls für eine Ablösung der Microsoft-Software durch Open-Source beziehungsweise Alternativen ein. Weitere Informationen zum Einsatz von Linux im professionellen Umfeld bietet unser Report Tux goes Biz. (jlu)