Twitter

Linux twittert: Die besten Clients im Überblick

Wer aktiv bei Twitter mitmischt, ist mit der Twitter-Webseite allein nicht gut bedient. Wir stellen die wichtigsten Clients für Linux vor.

Für Skeptiker sicher überraschend war der Wandel von Twitter nach dem abgeflauten Hype um soziale Netzwerke vom Micro-Blogging-Dienst zu einer brandaktuellen und oft seriösen Quelle für Nachrichten aus allen Bereichen. Gerade Persönlichkeiten aus der IT-Szene geben Twitter meist vor anderen Diensten den Vorzug und publizieren Meinungen, Neuigkeiten oder Links zu längeren Artikeln zuerst dort kurz und prägnant in 140 Zeichen. Die 270 Millionen aktiven Twitter-User produzieren eine halbe Milliarde Tweets pro Tag. Twitter läuft einem heute allenthalben über den Weg, wenn es um Nischenthemen aus der IT geht.

Da jedes Twitter-Profil mit einer Seite auf http://twitter.com verknüpft ist, reicht zum gelegentlichen Lesen ein Webbrowser. Und auch die aktive Teilnahme ist über die simple Weboberfläche möglich. Folgt man mehreren Twitter-Accounts, dann wird Twitter im Browser aber schnell unübersichtlich. Besser geeignet sind Twitter-Clients, die direkt über die Twitter-API mit dem Dienst kommunizieren. Die folgende Übersicht stellt die bekanntesten Twitter-Clients für Linux mit ihren Besonderheiten vor.

Gwibber: Auf dem Abstellgleis

Bald hat es sich ausgegwibbert: Gwibber 3.6 ist die letzte Version des inzwischen eingestellten Twitter-Clients für Gnome. Dessen Entwickler machen mit der Friends App weiter.
Bald hat es sich ausgegwibbert: Gwibber 3.6 ist die letzte Version des inzwischen eingestellten Twitter-Clients für Gnome. Dessen Entwickler machen mit der Friends App weiter.

Der Twitter-Client für den Gnome-Desktop gehörte bis Ubuntu 12.04 zum Standard-Repertoire. Mittlerweile gilt Gwibber als veraltet, da die Entwickler ab 2013 den Client unter dem neuem Namen „Friends App“ grundlegend überarbeitet haben. Gwibber ist trotzdem bei einigen Distributionen noch an Bord, etwa in Fedora 20. Gwibber ist nicht nur für Twitter gedacht, sondern integriert auch andere Dienste wie Friendfeed, Statusnet und die Statusmeldungen von Facebook. Die Nachrichten zeigt Gwibber in einem Hauptfenster an, zusammen mit einem Logo des dazugehörigen Dienstes. Ein Rechtsklick auf das Twitter-Logo in einem Tweet erlaubt Antworten, Retweet, private Antworten und das Favorisieren. Unterfenster zeigen Antworten, eine Tweet-Suche und eine Account-Suche.

Fazit: Gwibber ist unter älteren Distributionen immer noch brauchbar. Nachdem Gwibber aber bald aus den Repositories der letzten Distributionen verschwinden wird, sollte man sich nach einer Alternative umsehen.

Mehr Infos: https://wiki.ubuntu.com/Gwibber

Turpial: Gelungenes Comeback

Turpial kommt mit vielen Desktops klar: Turpial hält sich auf Wunsch im Hintergrund und kann über ein Symbol im Infobereich der Desktop-Umgebung wieder in den Vordergrund geholt werden.
Turpial kommt mit vielen Desktops klar: Turpial hält sich auf Wunsch im Hintergrund und kann über ein Symbol im Infobereich der Desktop-Umgebung wieder in den Vordergrund geholt werden.

Als starke Alternative zu Gwibber hat das schlanke Python-Programm Turpial schon viele Freunde gewonnen, bis es nach Version 2 still um diesen Client wurde. Mit der Version 3.0 hat sich Turpial Anfang 2014 zurückgemeldet. Der Client integriert sich gut dank der Unterstützung von GTK und Qt in verschiedene Desktop-Umgebungen und zeigt ein Symbol im Infobereich an. Das Programmfenster bietet auf Wunsch mehrspaltig Timeline, Antworten, Direktnachrichten, Favoriten und mehrere Twitter-Accounts. Einzelne Accounts lassen sich vorübergehend stumm schalten. Turpial kann gut mit mehrere Twitter-Konten umgehen und diese parallel anzeigen.

Zudem gibt es einen Bild-Uploader und URL-Verkürzer. Turpial 3.0 ist in den Repositories von Ubuntu 14.04/14.10, Mint 17 und Fedora 20 verfügbar.

Fazit: Turpial ist ein idealer Ersatz für Gwibber. Der schnelle, komfortable Twitter-Client bietet viele Funktionen und gute Integration in Gnome, Unity, XFCE und KDE.

Mehr Infos: http://turpial.org.ve

Friends App: Standard in Ubuntu

Friends App sucht noch Freunde: Die App von Ubuntu 14.04/14.10 soll Gwibber als Twitter-Client in dieser Distribution ablösen, bietet aber vorerst nur einen Bruchteil dessen Funktionen.
Friends App sucht noch Freunde: Die App von Ubuntu 14.04/14.10 soll Gwibber als Twitter-Client in dieser Distribution ablösen, bietet aber vorerst nur einen Bruchteil dessen Funktionen.

Der Nachfolger von Gwibber nennt sich Friends App und ist in Ubuntu 14.04/14.10 und dessen Abkömmlingen vertreten. Der Client ist jetzt in QML geschrieben und im Stil von Ubuntu Touch gehalten, um auch mit dem zukünftigen Unity 8 zurechtzukommen. Das Paket „friends-app“ ist über apt-get und das Software-Center verfügbar. Die Oberfläche erinnert noch an Gwibber, ist aber stark reduziert. Die Kontoeinstellungen liegen jetzt unter „Systemeinstellungen -> Online-Konten“.

Im Programmfenster zeigt die derzeit nur englischsprachige Friends App nur eine Timeline und einen weiteren Tab für die Nachrichten, in welchen man namentlich erwähnt wird.

Fazit: Das Programm hat im jetzigen Zustand (Version 0.92) noch den Charakter von Betaware und wirkt unfertig. Die Friends App ist nett anzusehen, aber in Sachen Funktionsumfang noch kein würdiger Nachfolger für Gwibber.

Mehr Infos: https://apps.ubuntu.com/cat/applications/saucy/friends-app

Choqok: Der Client speziell für KDE

KDE zeigt, wie es geht: Choqok ist ein ausgereifter Client mit großem Funktionsumfang. Der macht das Programm trotz seiner KDE-Abhängigkeiten nicht nur für KDE-Nutzer interessant.
KDE zeigt, wie es geht: Choqok ist ein ausgereifter Client mit großem Funktionsumfang. Der macht das Programm trotz seiner KDE-Abhängigkeiten nicht nur für KDE-Nutzer interessant.

Unter KDE liegt es nahe, statt GTK-Programmen besser KDE-Anwendungen zu nutzen, da sich diese besser in die Desktop-Umgebung integrieren und die vorhandenen Standardbibliotheken nutzen. Mit dem Client Choqok gibt es einen ausgereiften, seit 2008 gepflegten KDE-Client für Twitter. Gemäß der KDE-Philosophie regiert hier nicht Minimalismus, sondern Funktionsvielfalt. Choqok kann sich an mehreren Twitter-Accounts gleichzeitig anmelden. Zur besseren Übersicht ist das Programmfenster in Tabs organisiert, wobei jedes Konto seine eigene horizontale Tab-Leiste anzeigt. Hier finden sich dann neben der jeweiligen Timeline die weiteren Kategorien „Nennungen“ für Tweets, die an Sie gerichtet sind, Posteingang und Postausgang privater Nachrichten. Choqok ist Bestandteil der KDE Software Collection 4 und steht damit in allen Distributionen mit KDE zur Installation über den Paketmanager bereit. Aktuell ist Version 1.4, die in Kubuntu 14.04/14.10 im Paket „choqok“ vorliegt. Der Client ist auch unter Gnome, Unity, Cinnamon, XFCE interessant, sofern der Anwender die Installation sämtlicher KDE-Bibliotheken als Abhängigkeiten in Kauf nimmt.

Fazit: Choqok ist unter KDE der Client mit dem besten Funktionsumfang und zeigt, was ein Twitter-Client am Linux-Desktop können muss.

Mehr Infos: http://choqok.gnufolks.org

(PC-Welt/ad)