Li-Mux: Münchner Stadtrat beschließt Linux-Feinkonzept

Kleine IT-Anbieter ins Boot holen

Eine Art Generalunternehmer soll es bei der Umsetzung des Projektes allem Anschein nach nicht geben. Laut Jens Mühlhaus von der Fraktion der Bündnisgrünen wird es viele kleine Ausschreibungen für Einzel- und Teilvorhaben geben. Damit will der Stadtrat kleine und mittlere IT-Anbieter mit ins Boot holen und den Wirtschaftsstandort München stärken. Das Projekt soll vor allem der lokalen IT-Branche neue Impulse geben, hofft Mühlhaus. München dürfe sich nicht von dem Monopolisten Microsoft abwenden und dem Nächsten, nämlich IBM, in die Arme laufen, warnt der Stadtrat.

Was die Finanzierung der Linux-Migration betrifft, tappen die Verantwortlichen jedoch noch im Dunklen. Robert Brannekämper von der CSU rechnet damit, dass die Kosten weit über den bisher veranschlagten 35 Millionen Euro liegen werden. Daher könne seine Fraktion den Umstieg politisch nicht mittragen. Die Microsoft-Lösung wäre rund sieben Millionen günstiger gekommen. Brannekämper geisselt das Projekt als "finanzielles Abenteuer mit nicht absehbaren Folgen". Die Grundsatzentscheidung aus dem vergangenen Jahr sei allein politisch begründet gewesen. Wenn man jedoch Microsoft als bösen Monopolisten verurteile, müsse die Stadt auch mit Firmen wie IBM und SAP anders umspringen.

Stadtkämmerer Klaus Jungfer räumt ein, dass für die Migration zusätzliche Mittel im Haushalt für das Jahr 2005 eingeplant werden müssten. Problematisch sei jedoch, dass die Höhe noch nicht klar sei. Daher könnten die Kosten auch nicht in dem Eckdatenbeschluss für 2005 berücksichtigt werden, den die Finanzverantwortlichen derzeit erarbeiten. Woher das Geld für die Linux-Migration kommen soll, weiß auch Jungfer nicht. Weitere Sparmaßnahmen an anderen Stellen des Haushalts seien kaum noch zu vertreten. Andererseits könne sich München aber auch ein weiteres Anwachsen des Defizits nicht leisten. Die Kritik aus dem CSU-Lager weist der Stadtkämmerer jedoch zurück. So gesehen sei jede Art der Finanzpolitik ein Abenteuer. (Computerwoche/uba)