EU-Projekt

Langzeitarchivierung von Filmen

Mit der zunehmenden Digitalisierung von Kino und Fernsehen sind neue Archivierungskonzepte gefragt. Fraunhofer-Forscher arbeiten gemeinsam mit Partnern an einem Standard für die digitale Filmarchivierung.

In dem EU-Projekt EDCINE (Enhanced Digital Cinema) arbeiten Forscher des IIS gemeinsam mit europäischen Filmarchiven. "Bei der Digitalisierung von Filmmaterial und der digitalen Produktion von Kinofilmen fallen enorme Datenmengen an, die leicht einen Umfang von mehreren TByte erreichen. Um dieser Datenmenge Herr zu werden und gleichzeitig eine möglichst hochwertige Langzeitarchivierung und den einfachen Zugriff zu realisieren, kommt in der vorgesehenen Architektur ein zweistufiges Modell zum Einsatz", erläutert Dr. Siegfried Fößel vom Fraunhofer IIS den Ansatz der Wissenschaftler.

Zunächst werden die digitalisierten Daten verlustfrei komprimiert und gespeichert. So bleiben die sehr hohe Auflösung, die Farbtiefe und die Dynamik der Bilder erhalten. Dieses "Master Archive Package" ist mit dem Filmoriginal in herkömmlichen Filmarchiven vergleichbar und wird auf Magnetbändern oder anderen digitalen Datenträgern gespeichert. Es lässt sich später zum Beispiel für die digitale Restaurierung von Filmen verwenden.

Aber sind die gespeicherten Daten auch noch in 50 Jahren nutzbar? "Für die Langzeitarchivierung kommt nur der Einsatz von etablierten und offenen Standards in Frage, die gut dokumentiert sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch zukünftige Generationen noch in der Lage sind, das archivierte digitale Material zu lesen und zu interpretieren", so Fößel weiter.

Die enorme Datenmenge des "Master Archive Package" ist für den normalen Archivnutzer jedoch nicht handhabbar. Deshalb wird in einem automatischen Konvertierungsvorgang das "Intermediate Access Package" erzeugt. Dieses Format umfasst ebenfalls alle Filmbilder als Einzelbilder. Das Archiv erhält die Kopie in der gewünschten Auflösung und Farbtiefe. Die Bilder werden im Gegensatz zum Master-Package mit einem verlustbehafteten Verfahren komprimiert, um die Datenmenge zu reduzieren.

Aus dem "Intermediate Access Package" lassen sich automatisiert oder manuell die Metadaten des Films extrahieren und in einer Datenbank speichern. Der Nutzer kann online zum Beispiel nach Filmen eines bestimmten Regisseurs suchen und sich sogar eine kurze Vorschau ansehen. Hat der User den gewünschten Film gefunden, bestellt er den ganzen Streifen oder auch nur Ausschnitte in dem für seine Anwendung am besten geeigneten Format. (dsc)