Konsolidierung ist vorprogrammiert

Multimedia-Daten in Echtzeit über das Internet zu verteilen, entwickelt sich zu einem Geschäftsfeld mit Zukunft. So erwartet die Internet Research Group für 2004 einen Umsatz von weltweit 2,4 Milliarden Dollar bei Streaming Media. Um die Kunden in diesem Bereich kämpft allerdings eine rasant wachsende Zahl von Anbietern.

Von: Bernd Reder

Jahrelang blieb "Multimedia über das Internet" für die meisten Nutzer ein Traum. Dafür waren zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen der chronische Mangel an Bandbreite, unter anderem durch die rasant wachsende Zahl der Anwender bedingt, zum anderen die paketorientierte Übermittlungstechnik. Sie ist für die Übertragung von Echtzeitdaten alles andere als ideal. Die Folge: ruckende Bilder oder zerhackte Audio-Streams. Alleine mit größerer Bandbreite in den Internet-Backbones ist diesem Problem nicht beizukommen. Gefordert sind "intelligente" Netze, die Mechanismen bereitstellen, mit denen sich Streaming-Media-Daten verzögerungsfrei zum Nutzer transportieren lassen.

Unternehmen, die Streaming-Media-Inhalte vermarkten wollen, haben im Prinzip zwei Möglichkeiten, diese zum Abnehmer zu bringen:

- Sie bauen selbst ein Verteilnetz auf, inklusive Web-Caches und Load-Balancing-Switches, Media-Servern et cetera. Diese Lösung ist äußerst aufwändig und kommt im Prinzip nur für Großunternehmen in Frage, die eigene Corporate Networks betreiben.

- Sie kooperieren mit Anbietern von Content-Delivery-Netzen (CD-Netzen), welche die Inhalte auf einem "Overlay"-Netz zu Servern in der Nähe des Nutzers transportieren. Diese Server können beispielsweise bei den Betreibern von Zugangsnetzen stehen, etwa AOL oder MSN.

Vor allem im letztgenannten Bereich hat sich die Anbieterlandschaft in den vergangenen Monaten drastisch verändert. Zu "Pionieren" wie Digital Island ist eine ganze Reihe neuer Firmen hinzugekommen, Tendenz steigend. Dazu zählen Akamai, Madge.web, Intel, Cidera, Adero, Orblynx und Epicrealm, um nur einige zu nennen. Hinzu kommen die klassischen Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom oder Colt Telecom, die ebenfalls in diesem Markt mitmischen.

"Wir schätzen, dass der Umsatz mit Streaming-Media-Services in Europa in diesem Jahr bei 112 Millionen Dollar liegen dürfte", so Michael Zimmermann, der bei Akamai als Marketingdirektor für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zuständig ist. "Weltweit rechnen wir mit einem Volumen von etwa einer Milliarde Dollar." Das Unternehmen, dessen Name sich aus der hawaiianischen Bezeichnung für "klug" oder "cool" ableitet, bietet seine Produkte seit April 1999 an. Im Content-Delivery-Markt hat Akamai mit seinem "Freeflow"-Dienst nach Angaben von Analysten einen Anteil von etwa 70 Prozent erobert.

Die Grundlage von Freeflow sind rund 6000 Server, die in den Datenzentren von ISPs stehen. Gegenwärtig ist das Unternehmen mit 54 Ländern und rund 340 Telekommunikationsnetzen vertreten. "Das hat den Vorteil", sagt Michael Zimmermann, "dass wir unsere Dienste netzübergreifend anbieten können. Viele unserer Mitbewerber haben "nur" Peering-Abkommen mit einem oder wenigen Serviceprovidern. Bei uns hat der Content-Provider die Gewähr, dass seine Inhalte dank der redundanten Wege auch bei Überlastung eines einzelnen Pfades in Echtzeit beim Nutzer ankommen."