Kommunikation und Technik von übermorgen

Startschuss für das Fernsehen der Zukunft?

"Für Nachrichtensendungen reicht diese Datenmenge vollkommen aus", versichert Musmann. Dies gelte jedoch nicht für Spielfilme oder Sportsendungen. Anders ausgedrückt: Rasch bewegte Bilder verschwimmen und werden unscharf übermittelt.

Seit über 30 Jahren hat sich der Wissenschaftler der Aufgabe verschrieben, Signalen überflüssigen Speck abzutrotzen. Seine ersten Untersuchungen zur Datenkompression von Video-Signalen hat Musmann bereits um 1968 am Institut für Nachrichtentechnik der Universität Braunschweig begonnen. Dazu benötigte er einen digitalen Bildspeicher, der damals mehr als ein Einfamilienhaus - nämlich rund 250.000 D-Mark - kostete. Zehn Jahre später machte er wiederum in Boston von sich reden und demonstrierte, wie sich Video-Übertragungen mit nur 64 Kbit/s, also mit der Datenrate eines Fernsprechkanals, realisieren lassen.

Die erfolgreiche Reduktion der Datenrate ist hierbei das eigentlich Revolutionäre an der Entwicklung: Der ursprünglich ausschließlich für die Sprachkommunikation konzipierte GSM-Standard stellt pro Kanal nämlich nur eine begrenzte Übertragungsrate von rund 14 Kbit/s zur Verfügung, wobei mit den GSM-Erweiterungen HSCSD und GPRS zwei oder drei GSM-Kanäle gebündelt werden können. Unter dem Strich musste für den Empfang einer TV-Sendung auf dem GSM-Handy die Datenrate des Fernsehsignals deshalb um komplette Größenordnungen, etwa um den Faktor 6.000, gesenkt werden.

Ein anschauliches Beispiel für die Kompressionstechnik liefert das populäre Musikformat MP3. Das Format reduziert Musikdateien auf ein Zwölftel ihrer ursprünglichen Größe, indem es einfach Frequenzen weglässt, die das menschliche Ohr ohnehin nicht wahrnehmen kann. Bei Fernsehübertragungen beruht die Kunst der Kompression darauf, die Daten so weit wie möglich zu reduzieren, ohne das Bild zu beschädigen. Anstelle des analogen Fernsehens, wo jedes Bild in voller Datenflut übertragen wird, hat sich Musmann gezielt auf die Veränderungen konzentriert. Hebt der Nachrichtensprecher beispielsweise den Arm, wird nur noch diese neue Information übertragen.