Software-Entwicklung

Königsweg Nearshore oder Offshore gibts nicht

Projektmanagement, Vertragsrecht und Kosten sind Faktoren beim Outsourcing. Der richtige Standort ist fast noch wichtiger als die Wahl des Dienstleisters.
Sven Krahn ist Gründer und Geschäftsführer der Berliner Singlepoint GmbH, einem Full-Service-Dienstleister für Software-Projekten in Nearshore-Ländern wie Armenien, der Ukraine und Weißrussland.
Sven Krahn ist Gründer und Geschäftsführer der Berliner Singlepoint GmbH, einem Full-Service-Dienstleister für Software-Projekten in Nearshore-Ländern wie Armenien, der Ukraine und Weißrussland.
Foto: Singlepoint

39.000 Positionen in der IT gelten in Deutschland als offen und langfristig kaum zu besetzen. Zu diesem Ergebnis kam der Hightech-Verband Bitkom in seiner Studie "Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte". Was in den Publikumsmedien und in der Politik für Aufregung sorgte, dürfte Entscheider aus der IT kaum verwundert haben: Der wachsende Bedarf nach Programmieren kann in Deutschland seit Jahren kaum gedeckt werden - nicht quantitativ und zunehmend auch nicht mehr qualitativ.

Angesichts des gravierenden Fachkräftemangels suchen immer mehr Unternehmen nach Alternativen: Arbeiten zurzeit schon 34 Prozent der Unternehmen mit externen Dienstleistern, setzen - einer Techconsult-Studie zufolge - zukünftig weitere 33 Prozent der Firmen auf externe Hilfe.

Indien war bis vor wenigen Jahren das Land, in das überwiegend Großkonzerne ihre Entwicklung verlagert haben. Doch der Trend wandelt sich: An die Stelle der Offshore-Staaten rücken zunehmend Nearshore-Länder aus Osteuropa. Seit ein bis zwei Jahren verzeichnen IT-Dienstleister aus Ländern wie Armenien, Weißrussland oder der Ukraine eine verstärkte Nachfrage. Start-ups, aber auch Unternehmen der "Old Economy", beispielsweise aus dem Maschinen- und Gerätebau, der Automobilzulieferung und dem Handel, setzen verstärkt auf "Remote Teams" in Minsk, Charkiw und Jerewan.

Viele dieser Unternehmen können Entwickler kaum noch an das Unternehmen binden, geschweige denn ihre Kapazität erweitern. Gerade in den Metropolen werden Entwickler von den "coolen" Start-ups angezogen, während vermeintlich weniger attraktive Unternehmen unter dem fehlenden Personalangebot leiden. Der von der Digitalisierung am stärksten betroffene, klassische Mittelstand ist so auf externe Experten angewiesen, um Geschäftsprozesse ins Internet zu verlagern oder eine mobile App entwickeln zu können.