Fördern oder feuern?

Keiner mag die Mittelmäßigen

"Management by Angst"

Personalentwicklerin Stauch glaubt, dass einem Unternehmen alle drei Gruppen von Mitarbeitern guttun. Während die A-Mitarbeiter in einigen Jahren Nachfolger der Führungskräfte werden, tragen die Bs durch ihre Kontinuität die Firma. Und im Umgang mit den C-Mitarbeitern könnten Führungskräfte am meisten lernen. Die Mitarbeiter beobachteten sehr genau, wie die Chefs die Kollegen behandeln. Werden sie nach einem Leistungsabfall abgeschoben - zumal wenn sie gegebenenfalls private Probleme haben -, dann fürchten viele, bald selbst an der Reihe zu sein. Aber "Management by Angst" führt nicht zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. Diese Rigorosität ist auch kontraproduktiv für das Unternehmen, weil jenseits geschönter Leitbilder Portale wie Kununu längst ein anderes, kritischeres Bild vom Betriebsklima geben können. Ganz anders, wenn diese Kollegen Unterstützung erhalten, etwa bei der Lösung bruflicher oder privater Probleme, und dann schrittweise wieder mehr Leistung bringen.

Wenn tatsächlich gar nichts mehr funktioniert, plädiert auch Stauch für ein transparentes "Raus-Managen". Und wenn Zielvereinbarungen von den bereits in die Kritik geratenen Mitarbeitern nicht eingehalten werden, sollte eine Kündigung keine Überraschung mehr sein. Oft gehen die betroffenen Mitarbeiter von selbst.

Diese Erfahrung machen auch die Führungskräfte von Mindsquare. "Für das Betriebsklima ist es um jeden schade", sagt Ferdinando Piumelli, "aber 90 Prozent unserer Mitarbeiter halten unsere Haltung für konsequent und richtig." Der Geschäftsführer macht die Erfahrung, dass C-Mitarbeiter in der Probezeit innerhalb von zwei Wochen identifiziert sind. Denn die Leidenschaft für IT und für die Lösung von Kundenproblemen ist schnell spürbar. Entsprechend wird mit dem Teamleiter besprochen, ob sich der Mitarbeiter noch entwickeln kann, oder es werden andere Positionen im Unternehmen ausprobiert.

Ferdinando Piumelli u. Timm Funke von Mindsquare: "Für das Betriebsklima ist es um jeden Gehenden schade, aber 90% unserer Mitarbeiter halten unsere Einstellung in Personalfragen für konsequent und richtig."
Ferdinando Piumelli u. Timm Funke von Mindsquare: "Für das Betriebsklima ist es um jeden Gehenden schade, aber 90% unserer Mitarbeiter halten unsere Einstellung in Personalfragen für konsequent und richtig."
Foto: Privat

In einer Branche, in der Fachkräfte rar sind, geben die Bielefelder einen neuen Mitarbeiter, der das langwierige Einstellungsverfahren durchlaufen hat, nicht so schnell auf. "Hin und wieder stellen wir fest, dass jemand keine Führungskompetenz besitzt und ohnehin im menschlichen Kontakt schwierig, aber auf seinem fachlichen Gebiet sehr gut ist", so Piumelli. So jemand könne dann Karriere als Spezialist ohne Personalverantwortung machen. (hk)

Jens Gieseler ist freier Journalist in München.