Wie Chefs ihre Situation einschätzen

Keine Zeit zum Führen

Zu wenig Zeit für Führungsaufgaben - das beklagen fast acht von zehn Chefs. Dabei stehen sie vor der Aufgabe, umfassende Veränderungen stemmen zu müssen. Das geht aus dem aktuellen HR-Report des Personaldienstleisters Hays hervor.

Es gibt "eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit" - so umreißen Jutta Rump und Klaus Breitschopf die Ergebnisse ihres HR Report 2014/2015. Rump ist Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE), Breitschopf Vorstandschef der Hays AG. Ihr gemeinsamer Report basiert auf Angaben von 665 Entscheidern in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Konkret: Führungskräfte wollen die Mitarbeiter und ihre Kompetenzen in den Mittelpunkt rücken. Noch aber "erweisen sich unsere alten Formen als zäh und langlebig", wie Rump und Breitschopf sagen. Die Einführung neuer Arbeitsformen, mehr Förderung von Frauen - da "liegt noch einiges im Argen".

Ihre Hauptaufgabe sehen die Befragten zunächst einmal im Etablieren einer Feedback-Kultur (71 Prozent der Nennungen). Außerdem nennen sie die Motivation der Mitarbeiter (69 Prozent) und das Aufzeigen von deren Entwicklungsmöglichkeiten (66 Prozent) als wichtige Aufgaben.

Wichtigstes HR-Thema ist in den Augen der Befragten derzeit, Führung zu priorisieren und Mitarbeiter zu binden. Arbeitsstrukturen zu flexibilisieren steht mit 27 Prozent der Stimmen auf Platz sieben, neue Vergütungsmodelle einzuführen mit zehn Prozent auf Rang zehn.

Die Befragten üben sich durchaus in Selbstkritik. Das zeigt ein Soll-Ist-Vergleich der wichtigsten Herausforderungen. 72 Prozent sehen hier das Managen von Veränderungen an erster Stelle. Aber nur deutlich weniger - 53 Prozent nämlich - bescheinigen sich, dies auch umzusetzen.

Zweitgrößte Herausforderung ist für 52 Prozent der Befragten der Umgang mit der steigenden Komplexität im Führungsbereich (Umsetzung: 24 Prozent). Es folgen das Wahrnehmen einer Vorbildfunktion (Soll: 44 Prozent, Ist: 23 Prozent) und die Wahrung der Glaubwürdigkeit (Soll: 39 Prozent, Ist: 16 Prozent).