Ratschläge für die Anbieter-Auswahl
Keine Chance für ERP aus der Cloud
Die Hamburger Berater von Softselect haben sich den deutschsprachigen Markt für ERP-Software (Enterprise Resource Planning) angesehen. In ihrer Studie "ERP-Software 2013/14" kommen sowohl Anwender als auch Anbieter zu Wort. Im Großen und Ganzen zeigt sich der ERP-Markt in der Region DACH stabil: etwa zwei Prozent Wachstum sind für das kommende Jahr zu erwarten. Das ist unter dem globalen Durchschnitt, dem Wachstumsraten von drei bis sechs Prozent vorhergesagt werden.
Stabilität heißt bei diesem Thema auch, dass Anwender wenig bereit zu Experimenten sind. Im Schnitt erneuern sie ihr ERP-System alle zehn Jahre. Lösungen aus der Cloud sind Fehlanzeige: Von etwa 200 befragten Anwendern erklären nur sieben Prozent hohes oder sehr hohes Interesse an ERP-Software aus der Cloud. 15 Prozent bekunden "weniger hohes Interesse". Eine deutliche Mehrheit von 78 Prozent lehnt Cloud ERP ab.
- In fünf Schritten das richtige ERP-System finden
Im Schnitt erneuern Unternehmen ihr ERP-System (Enterprise Resource Planning) alle zehn Jahre. Die Hamburger Berater von Softselect schlagen für die Wahl des passenden Anbieters ein Verfahren in fünf Schritten vor. - Schritt 1: Vorüberlegungen
Welchen Zweck soll die ERP-Software erfüllen - geht es nur darum, in einem Fertigungsbetrieb die Produktion effizienter zu gestalten oder sollen auch Lager- und Materialwirtschaft verwaltet und Finanzbuchhaltung unterstützt werden? Welche Standorte und welche Fachbereiche sollen gesteuert werden? Mit solcherlei Vorüberlegungen beginnt laut den Beratern von Softselect die Wahl des ERP-Anbieters. - Schritt 2: Einen ERP-Anforderungskatalog erstellen
Im zweiten Schritt werden die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen und Unternehmensbereiche aufgenommen. Gespräche mit Key-Nutzern zeigen Verbesserungspotenziale der bisherigen ERP-Software auf. - Schritt 3: Anbieter-Vorauswahl und Ausschreibung
Internet-Recherche, Messen, Berater - über verschiedene Wege können Entscheider eine Vorauswahl möglicher ERP-Anbieter vornehmen. Eine solche Liste kann fünf bis zehn Hersteller umfassen. Diese erhalten den Anforderungskatalog. Schließlich sollten zwei bis drei Anbieter zu Präsentationen und Workshops eingeladen werden. - Schritt 4: In Workshops das ERP-Lastenheft erarbeiten
In den Präsentationen und Workshops der Anbieter geht es zunächst um das Durchspielen von Anwendungsszenarien. Dann wird der konkrete Anforderungskatalog (also das Lastenheft) festgelegt. Im Lastenheft stehen alle erforderlichen Funktionen des ERP-Systems und die SOLL-Prozesse. Das Heft bildet die Grundlage für konkrete Angebote des Herstellers. - Schritt 5: Das ERP-Pflichtenheft ausarbeiten
Im letzten Schritt schließlich setzen sich Anwender und Anbieter zusammen, um gemeinsam das ERP-Pflichtenheft auszuarbeiten. Dieses legt die Umfänge der Anpassungen des ERP-Herstellers fest und regelt die einzelnen Leistungen und Pflichten (Service Level).
Damit widerspricht die Softselect-Studie Prognosen des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft Eco. Dieser erklärte im August, Cloud Computing (unabhängig vom Einsatzgebiet) werde bis 2016 Wachstumsraten von 37 Prozent erzielen - pro Jahr.
Die Zurückhaltung der deutschsprachigen Entscheider in puncto ERP aus der Cloud gründet sich laut Softselect auf Zweifel an Datensicherheit und mangelndes Vertrauen zu den Rechenzentrumsbetreibern. Angebote nach dem Software as a Service-Modell (SaaS) stellen bisher also lediglich eine Ergänzung dar, meist im Bereich Kundenbindungs-Management (Customer Relationship Management).
Dieses Studienergebnis findet auf Seiten der Anbieter seine Entsprechung. Softselect hat sich rund 120 Hersteller angesehen und diese auch nach den Vertriebsmodellen gefragt. Eine deutliche Mehrheit von 84 Prozent nennt hier den Inhouse-Betrieb. Mit 69 Prozent kommt aber auch das Mietmodell Application Service Providing (ASP) oft zum Einsatz.