Kampf der Systeme

Während in Europa die Netzbetreiber noch über die hohen Lizenzgebühren für das Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) stöhnen, gibt es in Japan und Korea schon erste kommerziell nutzbare Mobilfunksysteme der dritten Generation. Dabei kämpfen derzeit die beiden Standards W-CDMA und CDMA 2000 um Marktanteile.

Von: Dr. Thomas Hafen

Rund 1,4 Millionen Teilnehmer sollten bis Ende März 2003 "Freedom of Mobile Access" (Foma) nutzen, so die optimistische Prognose des Betreibers NTT Docomo. Als der japanische Marktführer im Oktober 2001 unter diesem Namen ein Netz der dritten Mobilfunkgeneration (3G) startete, war er voller Optimismus. Schließlich hatte der Anbieter mit dem Datenservice "I-Mode" bereits einen sensationellen Erfolg erzielt. Rund 35 Millionen Teilnehmer nutzen den Dienst - und das bei einer geringen Übertragungsrate von 9,6 kBit/s. Foma liefert nun das rund 40-Fache an Geschwindigkeit und ermöglicht damit Multimedia-Services wie zum Beispiel Videotelefonie. Als die Kundenzuwächse jedoch im Juni 2002 dramatisch einbrachen, musste NTT Docomo seine Vorhersagen revidieren. Nun rechnet der Mobilfunkbetreiber bis zum Frühjahr kommenden Jahres nur noch mit 320 000 Teilnehmern.

NTT Docomo macht es wechselwilligen Kunden nicht gerade einfach. Foma nutzt Wideband Code-Division Multiple Access (WCDMA) nach dem IMT-2000-Standard (International Mobile Telecommunications; siehe Kasten). Es ist damit nicht kompatibel zu den in Japan verbreiteten PDC-Netzen (Personal Digital Cellular). Die Teilnehmer müssen deshalb neue Endgeräte kaufen, die mit 200 bis 500 Euro teuer und zudem nicht Dual-Mode-fähig sind. Eine Netzabdeckung ist derzeit nur in den Ballungsräumen vorhanden. Wer also landesweit erreichbar sein will, muss zwei Handys mit sich herumschleppen. Immerhin bietet der Betreiber seit Juli einen so genannten "Dual Network Service". Damit sind die Nutzer auf beiden Mobiltelefonen unter derselben Rufnummer erreichbar und erhalten nur eine Rechnung. Foma ist auch nicht kompatibel zum europäischen UMTS-Standard. Obwohl beide dasselbe Codierungsverfahren benutzen und den IMT-Standard einhalten, ist die Interpretation dieser Vorschriften unterschiedlich ausgefallen. Ein Roaming würde deshalb spezifische Interworking-Gateways und Endgeräte erfordern. Immerhin behauptet der finnische Hersteller Nokia, dass sein UMTS-Endgerät "6650" auch in den japanischen W-CDMA-Netzen funktioniert.

Hauptursache für die mangelnde Foma-Akzeptanz dürfte aber die starke Konkurrenz durch den Mitbewerber KDDI gewesen sein. Dieser hatte im April 2002 ebenfalls ein 3G-Netz in Betrieb genommen, allerdings nach dem Standard CDMA 2000 (1xRTT, siehe Glossar). Dieses Netz namens "Au" ist abwärtskompatibel zum bestehenden IS-95-Netz des Betreibers. Die 3G-Mobiltelefone lassen sich also auch außerhalb des Abdeckungsgebiets von CDMA 2000 nutzen. Die Endgeräte sind zudem mit umgerechnet 80 bis 160 Euro wesentlich preiswerter. Nach Angaben von KDDI hat der neue Service bereits über eine Million Teilnehmer, obwohl das Verfahren im Downlink nur 144 kBit/s zur Verfügung stellt, Foma dagegen 384 kBit/s. Keinen Unterschied gibt es bei den Uplink-Raten, die sich auf 64 kBit/s belaufen.