x86-Konkurrenz dominiert den Server-Markt

Itanium - welche Zukunft haben Intels IA64-Prozessoren?

Itanium-Bewertung: „Leidlich konkurrenzfähig“

Als anfangs tatsächlich „leidlich konkurrenzfähige CPU“ ließ Itanium laut den Analysten von Experton „relativ schnell klar werden, dass die Kooperation von HP und Intel nicht zu weiteren massiven Entwicklungsanstrengungen fähig und willens war, um im Vergleich zu IBM auf Augenhöhe zu kommen und zu bleiben“. So steht es in einer Marktanalyse von Herbst 2012.

IBM hat die beste Unix-Bewertung: Dieser Experton-Analyse zufolge ist IBM der einzige Unix-Server-Hersteller, dem eine glaubhafte Zukunft beschieden ist.
IBM hat die beste Unix-Bewertung: Dieser Experton-Analyse zufolge ist IBM der einzige Unix-Server-Hersteller, dem eine glaubhafte Zukunft beschieden ist.
Foto: Intel

Während die Zukunft von IBMs Power-CPUs und des AIX-Betriebssystems als gesichert angesehen werden könne, seien die Kombinationen HP-UX/Itanium und Solaris/Sparc in drei bis fünf Jahren bedeutungslos. Highend-Produkte wie Exadata sicherten Sun/Oracle, obwohl heute weit abgeschlagen, immer noch bessere Überlebenschancen als Itanium. In beiden Fällen werde nicht genug in die Entwicklung gesteckt, ob aus Mangel an Ressourcen wie im Fall Oracle oder weil es grundsätzlich an Antrieb fehle. Big Blue zeige sich mit Power wesentlich agiler, so Experton. Der IT-Konzern halte die Roadmaps seit Jahren ein, gewinne dabei noch Marktanteile und sei der Konkurrenz im RISC-Unix-Lager deutlich überlegen.

Vor diesem Hintergrund könnten Power-Prozessoren langfristig zur letzten Bastion im Unix- und RISC-Server-Markt werden. IDC-Mann Nebuloni merkt an, dass IBM zwar durch zusätzliche Kunden aus anderen Unix-Segmenten mächtig zugelegt habe. Die Ersatzbeschaffungen im Bereich Power-Systeme hätten aber deutlich nachgelassen. Praktisch jeder im Unix-Markt habe schon einen Plan-B, so der Analyst, auch die Hersteller. Wenn die Margen der Legacy-Produkte sinken, müsse man „irgendwann bereit sein, sich selbst zu kannibalisieren“, bevor es die Konkurrenz tue. Bei HP sei das mit der vor einem Jahr angekündigten neuen x86-Highend-Strategie unter dem Projekt „Odyssey“ ebenso erkennbar wie bei IBM mit den x86- und Entry-Level-Power-basierten PureSystems oder bei Oracle mit den gleichfalls x86-basierten Engineered Systems.

Server-Migrationspfade: Mit IBM als voraussichtlich letzten wichtigen Mohikaner im Unix-Server-Lager sieht Experton in AIX/Power den leichtesten Umstieg von Itanium und Sparc, gefolgt von Linux/x64.
Server-Migrationspfade: Mit IBM als voraussichtlich letzten wichtigen Mohikaner im Unix-Server-Lager sieht Experton in AIX/Power den leichtesten Umstieg von Itanium und Sparc, gefolgt von Linux/x64.
Foto: Experton Group

Experton hat derweil schon Migrationspfade für den Umstieg von HP-UX/Itanium und Solaris/Sparc gezeichnet. Der leichteste und wahrscheinlichste Weg sei der Wechsel zu AIX/Power. Um Kunden und Partner zu überzeugen, dass Itanium noch eine Zukunft hat, müssten Intel und HP laut Experton-Analyst Wolfgang Schwab noch in diesem Jahr mit einem Prozessor oder einem Server aufwarten, der nicht nur die x86er und x64er schlägt, sondern „insbesondere die Power-CPU in den Schatten stellt“. Das aber sei reine Utopie.

Albrecht Munz, HPs Leiter für Business Critical Systems, bekräftigte zwar die Itanium-Roadmap bis 2020 mit einem weit darüber hinaus reichenden Support. Doch Schwab rechnet damit, dass aufgrund drastisch gesunkener Stückzahlen 2018 schon ein „stiller Ausstieg ohne große Probleme möglich sein dürfte“.