Nüchterne Bilanz

IT-Kurse für Festangestellte von Bundesagentur gefördert

Neues Weiterbildungsprogramm der Bundesagentur für Arbeit wird von Unternehmen und IT-Mitarbeitern noch zu wenig genutzt.

Ziel der Bundesagentur ist es, mit dem im letzten Jahr entstandenen Programm "Wegebau" (Weiterbildung geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer), festangestellte Mitarbeiter zu fördern, bei denen die Gefahr besteht, dass sie aufgrund mangelnder Qualifikationen und Fähigkeiten ihren Arbeitsplatz verlieren. Hierfür werden Mittel in höhe von 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

In seinem aktuellen Kurzbericht zieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine erste Bilanz dieses Programms. Man ist demnach enttäuscht darüber, dass nur wenige Firmen das Angebot nutzen. Das IAB schreibt: "Über drei Viertel der Betriebe haben die Instrumente nicht in Anspruch genommen, weil sie dafür keine betrieblichen Bedarf sehen." Nur knapp ein Fünftel gab an, dass es schwierig sei, die Mitarbeiter für die Zeit der Weiterbildung freizustellen. "Relativ wenige", so das IAB nennen die Kosten, den Verwaltungsaufwand, die Organisationsprobleme der Förderung oder das fehlende Interesse der Mitarbeiter als Hinderungsgründe.

Lebenslanges Lernen sei in Deutschland relativ wenig verbreitet, zieht das IAB eine nüchterne Bilanz und zitiert eine Studie der OECD nach der ein Deutscher im Verlauf eines typischen 40-jährigen Erwerbslebens im Schnitt nur 400 Weiterbildungsstunden absolviert, in Frankreich sind es dagegen 700 und in Dänemark gar 900.

Axel Stadtelmeyer, IT-Bildungsexperte und Vorstand des Schulungsanbieters GFN, kann nicht verstehen, dass Unternehmen und IT-Mitarbeiter dieses Angebot so wenig nutzen. Als mögliche Erklärung führt er die Unkenntnis des Programms an, aber auch die mangelnde Bereitschaft der Softwarehäuser ihre Mitarbeiter – angesichts der vollen Auftragsbücher – auch noch zu Seminaren zu schicken. Er weist auf ein großes Missverständnis in der Bezeichnung "Geringqualifizierter" hin. In der IT-Industrie sei damit jeder Quereinsteiger gemeint, und davon sollen es fast Drei Viertel sein: "Selbst ein Diplomphysiker, der jetzt programmiert, gilt als Geringqualifizierter", weiß Stadtelmeyer.

Axel Stadtelmeyer, GFN: Selbst ein Diplomphysiker, der jetzt programmiert, gilt als Geringqualifizierter.
Axel Stadtelmeyer, GFN: Selbst ein Diplomphysiker, der jetzt programmiert, gilt als Geringqualifizierter.

Voraussetzung also, um in dieses Weiterbildungsprogramm aufgenommen zu werden ist eine vierjährige Tätigkeit, die nicht im erlernten Beruf stattgefunden hat, der Antragsteller hat keinen Abschluss oder ist über 45 Jahre alt. Die Agentur übernimmt die gesamten Weiterbildungsgebühren und zahlt einen Arbeitsentgeltzuschuss von bis zu 80 Prozent. Für die Älteren aber zahlt die Agentur nur die Weiterbildungskosten, und der Betrieb darf nicht mehr als 250 Beschäftigte haben. Hier vermuten Bildungsinsider, dass man damit vermeiden wollte, dass die Konzerne ihre Mitarbeiter auf Kosten des Steuerzahlers schulen.

GFN beispielsweise bietet in zehn deutschen Städten ein umfangreiches IT-Kursangebot an von Zertifizierungskursen im Netzwerkunfeld über Datenbank-, Programmierseminare, Office-Anwendungen bis hin zu einer Vertriebsausbildung. (Computerwoche/mzu)