Grenzen verschwimmen

IT-Hersteller erobern die Telekommunikation

Der Siegeszug von Smartphones und Tablet-PCs wird die Telekommunikation und Informationstechnologie nachhaltig verändern. Der Trend geht von Spezialgeräten in die Breite.

Das prognostiziert Peter Weilmuenster, Vorstandschef des After Sales-Spezialisten Bitronic. Unterstützt wird das nicht nur durch Apple, sondern durch die gesamte App-Philosophie. Die betriebssystembasierten Hersteller formieren sich und holen ihre Rückstände bei den Geräten und Applikationen auf", prognostiziert der ITK-Fachmann Weilmuenster im Gespräch mit dem Fachdienst "Service Insiders".

Luft nach oben sieht er auch noch einige Jahre für Note- und Netbooks. Auf der Strecke bleiben dabei stationäre Computer. "Die kann man mehr oder weniger heute als reine Randthemen abhaken. Sie werden im Zweifelsfall durch die Cloud-Technologie abgelöst. Insgesamt erleben wir ein Zusammenwachsen der Telekommunikation und IT. Allerdings sind diese Welten in den Vertriebs- und Handelsstrukturen noch weiter voneinander getrennt. Die Hersteller sind aber in beiden Welten vielfach schon deckungsgleich."

Hier gebe es die ersten Versuche, dass der IT-Laden auch sein Smartphone baut und der Smartphone-Laden sein Tablet als erster Schritt in Richtung IT. "Wenn ich mir die Netzbetreiber in Deutschland ansehe, haben diese in ihrem Fokus noch die Brille der Telekommunikation auf und merken jetzt, dass sie morgen mit ganz anderen Firmen zu reden haben", so Weilmuenster.

Firmen wie Dell, HP, Samsung und Apple drängen auf der IT-Schiene immer stärker ins Feld der Telekommunikation. "Diese Firmen haben mit den Netzbetreibern noch gar nichts am Hut gehabt. Und umgekehrt genauso. Und sie verstehen sich auch nicht so richtig. Nicht, dass sie nicht miteinander reden, sondern sie kommen aus unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und die haben ganz andere Zielansätze als die andere Seite", so die Erfahrung von Weilmuenster.

Wie weit die TK-Branche dabei profitiert, sei noch nicht klar. Kaum eine andere Industrie durchlaufe einen so gravierenden Strukturwandel wie die Telekommunikationsindustrie. Die TK-Firmen konkurrieren dabei mit einer Vielzahl von Internet-Anbietern, Hightech- und IT-Unternehmen, Geräteherstellern, Anwendungs- und Serviceanbietern sowie mit Medienunternehmen.

"Allerdings erweitern auch die Netzbetreiber ihren Wirkungskreis. So schafft die Digitalisierung bei Smart Grids und Smart Metering, Telematik, Heimautomatisierung, Mobile Payment sowie eHealth starke Nachfrage nach Infrastruktur und damit neue Umsatzpotenziale in benachbarten Industrien. Die konsequente Erschließung dieser neuen Ertragssäulen ist für die Telekommunikationsindustrie eine sehr sinnvolle Strategie. Allerdings muss die Erwartungshaltung realistisch bleiben: Alle neuen Geschäftsfelder zusammen können den Umsatzverlust im Kerngeschäft kurzfristig nicht kompensieren", erklärt Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte bei Booz & Company. (pte/mje)