Rechenbeispiel: Cloud oder Eigenbetrieb

IT-Flatrate statt IT-Eigenbetrieb - ein Vergleich

Auch SaaS hat geringe Anfangskosten

Im Unterschied zu den Infrastruktur- und Anwendungs-Basics aus der Cloud, wie sie der Service-Provider liefert, scheint das Thema beim Software-Cloud-Modell einen Tick schwieriger zu sein. Das merkt man schon daran, dass es einige Jahre gedauert hat, bis es die ERP-Hersteller schafften, ihre relativ komplexen Betriebswirtschaftslösungen in das Modell Software-as-a-Service (SaaS) zu transformieren. Zu dem halben Dutzend SaaS-ERP-Anwendungen auf dem deutschen Markt hat sich vor Kurzem eine weitere Betriebswirtschaftslösung aus der Wolke gesellt: Die Sage Software GmbH führte im Oktober 2012 ebenfalls eine reine Cloud-Lösung ein, die Sage Office Line 24. Sie bildet die Grundlage von Oliver Henrichs Vergleichsrechnung:

Vergleichsrechnung Nutzungskosten ohne Dienstleistung

Office Line Warenwirtschaft und Rechnungswesen, 5 User

Kostenart

OnPremise

Cloud

Lizenzen (einmalig)

Warenwirtschaft

1.990,00 €

- €

Rechnungswesen

1.990,00 €

- €

Clients für 5 User

6.450,00 €

- €

10.430,00 €

- €

Wartung- und Support (pro Jahr)

Warenwirtschaft

1.212,00 €

- €

Rechnungswesen

1.212,00 €

- €

Clients für 5 User

974,40 €

- €

3.398,40 €

- €

Nutzungsgebühr (pro Jahr)

- €

5.340,00 €

Kosten in Jahr 1

13.828,40 €

5.340,00 €

Kosten in Jahr 2

3.398,40 €

5.340,00 €

Kosten in Jahr 3

3.398,40 €

5.340,00 €

Kosten in Jahr 4

3.398,40 €

5.340,00 €

Kosten in Jahr 5

3.398,40 €

5.340,00 €

Gesamtkosten nach 5 Jahren

27.422,00 €

26.700,00 €

Der Leiter Produkt-Management bei Sage hat das On-Premise-Angebot, also den Lizenzkauf und Softwarebetrieb im Unternehmen, den Kosten des Cloud-Angebots gegenübergestellt. Das Bild ist ähnlich wie bei der IT-Flatrate: Die Anfangskosten des Eigenbetriebs sind viel höher als in der Cloud: Die Lizenzkosten für fünf Nutzer von Warenwirtschaft und Rechnungswesen samt fünf Client-Versionen sowie Wartung und Support belaufen sich im ersten Jahr auf knapp 14.000 Euro, während das Cloud-Angebot konstant bei 5340 Euro im Jahr liegt. Teurer wird das Cloud-Modell erst nach fünf Jahren.

Ist das jetzt der Haken des Cloud-Preismodells? Sowohl Blümle als auch Henrich verneinen dies. Die impliziten Vorzüge des Cloud-Modells wögen die Mehrkosten, die sich nach rund fünf Jahren langsam aufbauen, bei Weitem auf. Ein Blick auf die Beweggründe "Cloud-affiner" kleiner und größerer Mittelständler verdeutlicht, dass sich die Entscheidung für oder gegen das Cloud-Modell nicht auf die Finanzfrage reduzieren lässt. So führt etwa der Zulieferbetrieb für Bäcker und Konditoren, die Bäko Südwürttemberg eG, die sich ebenfalls für eine IT-Flatrate entschieden hat, als Anforderungen an eine IT-Lösung auf: "Planbare Betriebskosten, hohe Verfügbarkeit, reduzierte Aufwände zur Systempflege und Daten in sicherer Umgebung". Die "planbaren Betriebskosten" sind eine wichtige Bedingung.

Andere Argumente, die Blümle nennt, sind Fragen, die sich meist nicht erst nach fünf Jahren stellen: Was passiert mit veralteter Hardware? Kommt sie auf den Schrott? Wer kümmert sich um die neue Hardware? Selbst wenn Händler Rückkaufoptionen bieten, bindet der Server- und PC-Wechsel Ressourcen in der Firma. Auch die vielen unproduktiven Stunden von Mitarbeitern, die verstreichen, bevor ein abgestürztes oder überlastetes System im Eigenbetrieb wieder richtig funktioniert, sind ein triftiger Grund für die Wolke. Die Zusage einer in der Regel 99-prozentigen Verfügbarkeit liegt über dem durchschnittlichen Ausfallwert im Eigenbetrieb. Ganz zu schweigen von den vielen Fällen der vernachlässigten Datensicherung, die besonders bei kleinen Betrieben anzutreffen sind. Und während in der Cloud die Daten sicher und redundant in verschiedenen Rechenzentren aufbewahrt werden, sind sie in vielen Firmen nicht vor Brand- oder Wasserkatastrophen geschützt.