Digitale Bildung etablieren

IT-Branche wünscht sich Informatik als Pflichtfach

Erst rudimentäre Ansätze

Trotz aller Erfolge ähnelt das Informatikangebot an Schulen einer großen Leerstelle. "Digitale Bildung" und "Medienkompetenz" geistern zwar als Schlagworte durch politische Zirkel und Ministerien, in den Lehrplänen finden sich aber nur rudimentäre Ansätze. Der Branchenverband Bitkom fordert, das Fach Informatik im naturwissenschaftlichen Fächerkanon zu etablieren.

"Zwar können Schüler an wenigen Gymnasien bereits Informatik als Abiturfach wählen, allerdings müssen sie ein weiteres technisch-naturwissenschaftliches Pflichtfach belegen. Ähnlich wie schon heute Chemie und Biologie alternierend angeboten werden, ließe sich ein neues Gespann aus Physik und Informatik schmieden", schlägt Bildungsexperte Pfisterer vor.

Doch Bildung liegt in der föderal organisierten Bundesrepublik in den Händen der Länder, und Informatikunterricht ist nicht die einzige Forderung der Industrie.

Andere Verbände wünschen sich, das Fach Wirtschaft stärker im Lehrplan zu verankern, doch auch für Informatik spricht vieles. "Informatik ist mittlerweile ein Teil unserer Lebenswirklichkeit und zählt zur Allgemeinbildung. Nahezu niemand kommt im Alltag oder im Berufsleben ohne Medienkompetenz zurecht", argumentiert Pfisterer. Weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Informatik zugunsten der gerade vieldiskutierten Medienkompetenz auf der Strecke bleiben könnte. Ein differenziertes Unterrichtsfach müsse beides leisten, so seine Argumentation, zumal viele Jugendliche das Thema Sicherheit vernachlässigten.

Vorbilder Schweiz und Sachsen

"In der Schweiz gibt es seit eineinhalb Jahren eine Curriculums-Empfehlung, Informatik, Medienkompetenz und IT als zusätzliches Fach zu konstituieren", weiß Pfisterer. Hierzulande wird das noch ein weiter Weg sein. Lediglich in Sachsen ist Informatik landesweit Pflichtfach, in Bayern nur an manchen Schulen. Auch Ellen Walther-Klaus, Geschäftsführerin von "MINT schafft Zukunft", plädiert für Informatikunterricht an den Schulen: "Wir sollten die Stundenpläne umkrempeln." Von Schnellschüssen rät sie aber ab: "Wir sollten uns zwei Jahre Zeit nehmen, um mit Eltern, Lehrern und Schülern zu sprechen." Walther-Klaus bringt gleich einen Vorschlag in die Diskussion ein: "Wieso nicht Medienkompetenz und Informatik in die etablierten Fächer integrieren und sie interdisziplinär organisieren?"

Die Industrie hilft: Zahlreiche Initiativen der Industrie füllen so manche Lücke. Einer der Akteure ist Samsung. Auch Microsoft und Intel engagieren sich seit vielen Jahren in Schulen.
Die Industrie hilft: Zahlreiche Initiativen der Industrie füllen so manche Lücke. Einer der Akteure ist Samsung. Auch Microsoft und Intel engagieren sich seit vielen Jahren in Schulen.
Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com

Zwar wissen Lehrer und Ministerien um die Bedeutung von Informatik, doch nur die wenigsten Schulen können das Fach anbieten, es fehlt an ausgebildeten Lehrkräften. Der andere Knackpunkt bleibt die oft karge Ausstattung. Manche Informatiklehrer müssen das Schulnetz in ihrer Freizeit warten und betreuen.