Digitale Bildung etablieren

IT-Branche wünscht sich Informatik als Pflichtfach

Seit einigen Jahren entscheiden sich deutlich mehr Schüler für ein technisches Studium. Informatik soll künftig einen festen Platz im Stundenplan erhalten, so die Forderung der Wirtschaft.

Eigentlich lesen sich die Statistiken vielversprechend. Seit einigen Jahren wirken die technisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge anziehender auf Abiturienten. Auch die oft als zurückhaltend beschriebenen Schülerinnen trauen sich häufiger ein solches Studium zu. Im Jahr 2013 verließen mehr als 21.000 Informatiker die Hochschulen mit einem akademischen Abschluss in der Tasche, im gleichen Jahr begannen etwa 13.000 Abiturienten ein Informatikstudium.

Selbst der Branchenverband Bitkom, der sonst im Namen seiner Mitglieder über Fachkräftemangel in der IT-Branche klagt, klingt zufrieden. "Wir sind zuversichtlich, dass die Unternehmen ihren Bedarf von 25.000 bis 28.000 Informatikabsolventen pro Jahr nahezu decken können", sagt Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Bildung und Personal beim Bitkom, und ergänzt: "Wenn es noch gelingt, die Zahl der Studienabbrecher zu reduzieren und mehr Frauen für das Fach zu begeistern, wäre das prima." Pfisterer sieht Deutschland mit dem breit gefächerten Studienangeboten in Informatik, den Bachelor- und Master-Abschlüssen sowie dem dualen Studium und den IT-Ausbildungswegen gut aufgestellt: "Wir profitieren von einem differenzierten Ausbildungsangebot."

Um diese komfortable Position wurde lange gerungen, denn gegen die Bologna-Reform wehrten sich vor allem viele Technische Hochschulen, die am Diplom festhalten wollten. Doch in den sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind die neuen Abschlüsse längst Alltag. Was die ungewohnte Begeisterung für technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge auslöste, lässt sich empirisch nicht belegen. Aber in den vergangenen Jahren warben Unternehmen und Verbände lautstark für MINT-Studiengänge und IT-Ausbildungswege. Unternehmen, Verbände und Forschungsinstitute tragen gemeinsame Initiativen wie die 2008 gegründete "MINT - Zukunft schaffen". Die Initiative (www.mintzukunftschaffen.de) listet rund 14.000 Projekte aus ganz Deutschland. Außerdem engagieren sich mehr als 15.000 Ehrenamtliche als Botschafter. Manche unterstützen Studenten, die im Studium zu kämpfen haben und ans Aufhören denken, andere informieren in Schulen über die späteren Berufschancen.

Extra Frauenprojekte

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Netzwerk "Komm, mach MINT" wendet sich explizit an Frauen. Ziel ist es, mehr Abiturientinnen für ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium zu begeistern. Auch diese Initiative hat eine Sammlung erfolgreicher Ideen zusammengestellt.