IT-Branche soll Frauen bessere Chancen bieten

Die Zahl der in der IT beschäftigten Frauen ist seit 2003 rückläufig. Will die Wirtschaft mehr Frauen für den IT-Bereich gewinnen, muss sie attraktive Einstiegs- und Aufstiegschancen bieten. Das fordert das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.

Seit dem Boomjahr 2000 ist die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in der Informatik insgesamt um rund 30 Prozent gesunken. Das bedeutet, dass zukünftig weniger als 14.000 Informatikabsolventen die Hochschulen verlassen werden. Dem steht laut Bitkom ein Bedarf von rund 20.000 IT-Fachleuten pro Jahr gegenüber. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind nur etwa ein Fünftel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der IT-Branche Frauen. Daran hat sich auch während der Boomjahre nichts geändert.

Für das Studienwahlverhalten von Frauen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften spielen die Arbeitsmarktperspektiven eine wichtige Rolle. Die geringe Beteiligung von Frauen an einzelnen technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen stelle keine unveränderbare Größe dar. Denn gerade Frauen, die sich für diese Bereiche interessieren, messen den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten einen hohen Stellenwert bei, so Barbara Schwarze vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit.

So motivierten gute Zukunftsperspektiven in der Informatik im Boomjahr 2000 deutlich mehr Frauen, sich für die Informatik einzuschreiben. 2000 betrug die Quote der Studienanfängerinnen immerhin 19 Prozent. Das bedeutet, dass derzeit die Absolventinnen der Boomjahre auf den Arbeitsmarkt drängen. Hier sei dringender Handlungsbedarf zu erkennen. Erhielten die Absolventinnen der Boomjahrgänge nun attraktive Einstiegschancen, sei das ein gutes Signal für mehr Studienbewerberinnen in Zukunft. Die Wirtschaft müsse glaubhaft erkennen lassen, dass Frauen in der Informatikbranche auch wirklich gewollt sind.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Wissenschaftsjahr 2006 habe bereits vorbildliche Projekte zur Nachwuchsgewinnung mit zahlreichen Partnern auf den Weg gebracht. Beispielsweise zeigen die Erfahrungen des Projekts „Genderaktivitäten im Wissenschaftsjahr 2006“, dass junge Frauen und Mädchen an der Informatik stark interessiert sind.

Solche Signale dürfen auf Dauer nicht nur von staatlichen Initiativen kommen. Die IT-Branche solle sich verstärkt um einen Imagewandel bemühen. Um weibliche Nachwuchskräfte zu gewinnen, müsse sie mehr Begeisterung für ihr vielfältiges Berufsspektrum erwecken. Das Kompetenzzentrum empfiehlt, dass sich die IT insbesondere auch als eine innovative Branche präsentiert, die mit modernen Work-Life-Strategien vereinbar ist. (Detlef Scholz)