Firmen zu passiv

IT-Branche: Die Krise bietet neue Chancen

Die Finanz- und Wirtschaftskrise geht an der IT-Branche nicht spurlos vorüber. Es spreche laut Analysten aber auch vieles dafür, dass sich gerade in der Krise neue Chancen eröffneten.

Revidierte Prognosen von IDC gehen für 2009 nur mehr von einem Gesamtwachstum zwischen 2,6 und 0,1 Prozent weltweit aus. In den düstersten Berechnungen würde dies für den Raum Westeuropa gar ein Minus von 1,4 Prozent im IT-Sektor bedeuten. "Keine Frage - die Prognosen sind wenig vielversprechend. Gleichzeitig rechnen wir aber anders als in den IT-Krisenjahren 2002/2003 dennoch mit einem Wachstum im Gesamtweltmarkt", meinte Joachim Seidler von IDC Central Europe gestern, Dienstag, im Rahmen eines Managementforums von Future Network in Wien.

Vieles spreche dafür, dass sich für die IT-Branche gerade in der Krise neue Chancen eröffneten, etwa um Geschäftsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten, so Seidler. Die an der Podiumsdiskussion teilnehmenden Branchenvertreter von Siemens, IBM, Telekom Austria und Microsoft konnten die zurückhaltenden Wachstumsprognosen zwar im Großen und Ganzen bestätigen, warnten gleichzeitig aber vor allzu passivem Verhalten in der Krise. "Dass gerade in den USA, wo die Krise ihren Ursprung hatte, die IT-Branche am schnellsten durchtauchen wird, ist bezeichnend", sagte Marc Stolte von Microsoft Austria. Das liege am guten Investitionsverhalten der US-Unternehmen, während in Europa die Krise durch konservative und vorsichtige Planung offenbar prolongiert werde.

"Die IT-Branche muss transparent machen, was es durch IT-Investitionen für Einsparungspotenzial gibt. Darin liegt auch die größte Chance in der Krise - gemeinsam mit den Kunden Wege zu finden, um Kosten zu senken und effizientere Arbeitsprozesse zu ermöglichen", folgert Stolte gegenüber pressetext. Dass die verstärkte Kundenbindung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg in und nach der Krise ist, darüber waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. "Neben dem effizienten Ressourcenmanagement muss die Kundenbindung verbessert und erhöht werden. Nur wer mit einer gestärkten Kundenbasis aus der Krise herausgeht, wird in den folgenden Jahren doppelt und dreifach profitieren", meinte etwa Klaus Schmid, Geschäftsführer von Cirquent. Auch er warnte Unternehmen davor, ausschließlich auf die Zahlen von Wirtschaftsforschern zu warten und forderte Entscheidungsträger auf, gerade in der Krise Visionen zu entwickeln und kurzfristige Ziele zu setzen.