Gesuchte Mitarbeiter

IT-Arbeitsmarkt: Junginformatiker sind begehrt

Bloß kein Sachbearbeiter-Job

Kienbaum-Berater Busold sucht häufig auch für unbekannte, aber erfolgreiche Unternehmen aus dem Web-2.0-Umfeld nach neuen Mitarbeitern. Allerdings muss er dann häufig echte Überzeugungsarbeit leisten. "Für viele Absolventen ist die Meinung ihrer Eltern und des Freundeskreises wichtig. Sie sammeln Argumente, wie sie ihre Familie überzeugen können." Dagegen fürchteten sich gerade gut qualifizierte Absolventen davor, vom hohen intellektuellen Niveau an der Universität in einer Firma zu landen, in der sie eine Position als Sacharbeiter ausfüllen müssen. Doch mitunter verzweifelt der Berater auch an den Bewerbern, die mit einem exzellenten Studienabschluss und trotz eines guten Angebots lieber noch ein Praktikum anhängen. "Firmen suchen Absolventen, die Persönlichkeit haben und bereit sind, in den kommenden Jahren alles zu geben." Deshalb könnten Fragen nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Vorstellungsgespräch junge Bewerber schon mal aus dem Rennen werfen.

Der sichere Arbeitsplatz

Bei DB Systel dagegen sind Fragen nach der Work-Life-Balance sogar erwünscht. "Ansonsten greifen wir das Thema im Vorstellungsgespräch auf", sagt Klaus Rüffler, Personalchef der DB Systel, des IT-Dienstleisters der Deutschen Bahn in Frankfurt am Main. "Spricht ein Bewerber dieses Thema von sich aus an, zeugt das von seiner sozialen Kompetenz." Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn macht mit einem eigenen Internet-Auftritt sowie Karriereseiten auf sich aufmerksam und nutzt Karrieremessen, etwa auf der CeBIT, um mit Bewerbern ins Gespräch zu kommen. Da das Unternehmen viele IT-Positionen zu besetzen hat, gibt es unterschiedliche Einstiegsmöglichkeiten: von Ausbildungsplätzen und dualen Studienangeboten über Trainee-Programme und Direkteinstieg bis hin zu Positionen für Fachkräfte mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung. Rüffler wirbt mit einem "interessanten Arbeitsumfeld, neuesten Technologien wie Cloud Computing und einem sicheren Arbeitsplatz".

Der Standort Frankfurt hat aber auch Nachteile. "Wir zahlen gute Gehälter und bieten vielfältige Sozialleistungen. Doch die Lebenshaltungskosten hier sind hoch", gibt Personalchef Rüffler zu bedenken. "In den anderen Niederlassungen in Erfurt und Berlin ist die Situation etwas entspannter." Dass der Standort eines Unternehmens eine wichtige Rolle im Recruiting spielt, weiß auch Rafael Laguna, CEO von Open-Xchange im nordrhein-westfälischen Olpe. Von der beschaulichen Stadt mit ihren rund 25.000 Einwohnern bis nach Nürnberg ist man mit der Bahn rund sechs Stunden unterwegs, mehrmaliges Umsteigen inklusive. Als sich in Nürnberg ein kleines Team ehemaliger Suse-Mitarbeiter nach einem neuen Arbeitgeber umsah, fand sich eine pragmatische Lösung: Open-Xchange mietete 2005 ein Büro in Nürnberg an. Inzwischen ist das kleine Team auf 20 Mitarbeiter angewachsen, am Firmensitz in Olpe sind rund 45 Angestellte beschäftigt. "Wir engagieren die Talente da, wo wir sie bekommen", erklärt Rafael Laguna. Gerade verhandelt er mit einem anderen dreiköpfigen Team in Berlin, das er übernehmen und dort in einem Büro unterbringen möchte.

Freiheiten statt viel Geld

"Wir sind sehr präsent auf Veranstaltungen und finden unsere Mitarbeiter über Inhalte. 90 Prozent der neuen Kollegen kommen über Networking zu uns", sagt Laguna. Eine Karrieremesse hat das Unternehmen dagegen noch nie besucht, auch Stellenanzeigen bringen kaum Erfolg. Ein Mitarbeiter von Open-Xchange engagiert sich als Gastdozent an der Fachhochschule Köln und macht so auf die Firma aufmerksam. "Wir betreuen Diplomarbeiten und bieten bezahlte Praktikantenplätze an. Viele verlängern ihre Zeit bei uns mit einem Teilzeitjob während des Studiums, um anschließend ganz einzusteigen", sagt Laguna.

Ob in Nürnberg oder Olpe, verantwortungsvolle Aufgaben und internationale Projekte locken Bewerber an. "Wer zu uns kommt, sollte abenteuerlustig sein und ein dynamisches Umfeld mögen", sagt Laguna. Weniger willkommen sind dagegen Bewerber, die schnell viel Geld verdienen wollen. "Da spielen wir nicht mit. Wir zahlen eigentlich unterdurchschnittliche Gehälter, bieten guten Mitarbeitern aber Incentives, etwa an einer einwöchigen Apple-Entwicklerkonferenz in Kalifornien teilzunehmen, sowie Freiheiten im Arbeitsalltag." Auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Arbeitsbereichen, zum Beispiel von der Entwicklung in den Support, werde von den Mitarbeitern goutiert.