Internet zum Anfassen

Wer einen Anzug im Internet kaufen möchte, wird in Zukunft den Stoff auch erfühlen können. Prof. Abdulmotaleb El Saddik und und Prof. Ralf Steinmetz von der TU Darmstadt sind jedenfalls optimistisch. Der virtuelle Tastsinn soll den großen Nachteil des Online-Einkaufens, die Ware nicht anfassen zu können, schon bald beseitigen.

„Als Nächstes werden wir in nächster Zeit einen Haptik-Player im Internet zur Verfügung stellen“, stellt El Saddik in Aussicht. Das Gerät ist einem Video-Player vergleichbar, mit dem Unterschied, dass er anstelle von Bildern ertastete Daten wiedergibt.

Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Telemedizin. Medizinstudenten könnten unter quasi realen Bedingungen Operationen trainieren. Bislang lernen die angehenden Ärzte über Monitore, wie Organe aussehen, nicht aber, wie sie sich anfühlen. Das Gefühl ist jedoch vor allem für die immer häufiger durchgeführten minimal-invasiven Operationen besonders wichtig. Die angehenden Ärzte erhalten mit der neuen Technik ein Gespür dafür, wie sich die Operationen am Körper anfühlen, noch bevor sie zum ersten Mal eine reale OP durchführen.

Eingesetzt werden haptische Player bereits in Sprachkursen. Schüler, die japanische Schriftzeichen schreiben lernen, erhalten haptische Daten eines Japanisch-Lehrers, der vorab japanische Schriftzeichen aufgemalt hat. Zuvor hat er sich ein mit 22 Sensoren ausgestattetes Gerät über die Hand gezogen. Es speichert die Kräfte, die beim Führen des Stiftes ausgeübt werden, durch ein so genanntes Force-Feedback.

In Kanada wollen Forscher „Kunst zum Anfassen“ schaffen. In virtuellen Museen sollen Kunstgegenstände nicht mehr nur optisch zu bewundern sein. Kunstliebhaber können künftig via Internet Eindrücke von Kunstschätzen wie der Venus von Milo erhalten. Die marmorne Schönheit lässt sich damit nicht nur anschauen, sondern auch anfassen. (dsc)