Interfaces für mehr Virtuosität beim digitalen Musizieren

Auf der Ars Electronica (5. - 11. September) in Linz stellen Studenten der FH Potsdam ‚Musical Interfaces’ vor. Sie erweitern die Eingabemöglichkeiten am Computer zur Musikerzeugung.

Ausgangspunkt aller fünf gezeigten Projekte auf der Ars Electronica ist die Beobachtung, dass Computer einerseits außerordentlich vielseitige Werkzeuge zur Klang- und Musikerzeugung sind. Andererseits sind die Eingabe- und Steuerungsmöglichkeiten eines PCs aber weit von der Virtuosität echter Musikinstrumente entfernt. Ziel der Projekte war es also, für digitales Musizieren neue Interfaces zu gestalten. Diese bilden als unmittelbare körperliche Ausdrucksmöglichkeiten einen Gegenentwurf zu Maus und Tastatur.

„Mouth Pieces“ ist eine Installation von sieben mundgesteuerten Instrumenten. Foto: FH Potsdam
„Mouth Pieces“ ist eine Installation von sieben mundgesteuerten Instrumenten. Foto: FH Potsdam
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  • „Articulated Paint“ ist ein elektronisches Musikinstrument, das die Körperlichkeit von musikalischem Ausdruck erfahrbar macht. Mit dem klassischen künstlerischen Werkzeug des Pinsels auf einer Leinwand bestimmt der Spieler durch seine Pinselführung entsprechende Ausdrucksqualitäten eines ausgewählten Stückes wie Tempo, Dynamik und Betonung. Der Spieler erlebt, dass körperlicher und musikalischer Ausdruck einander bedingen.

  • „Fox In The Box“ ist ein modulares Musikinstrument, das den Fokus auf die Live-Performance sowie den kollaborativen Aspekt des Musizierens setzt. Jede der Boxen repräsentiert einen Audioloop (Sample), der durch das Aufstellen der Box gestartet bzw. gestoppt wird. Mit Effektbausteinen, die reichhaltige körperliche Interaktionen unterstützen, kann der Klang moduliert und verändert werden. Während der Performance lassen sich diese Bausteine ständig neu zusammensetzen.

  • „MC Hammer“ ist ein elektronisch gesteuertes Percussioninstrument, vergleichbar mit einem elektrischen Drumstick. Es besteht aus einer Reihe von Schlaginstrumenten, deren besondere Stärke die Flexibilität ist. Die Wahl der Trommel ist einem selbst überlassen. Angesteuert wird MC Hammer über eine handelsübliche Musiksoftware. So lassen sich seine analogen Klänge mit denen von synthetischen Instrumenten kombinieren.

  • „Mouth Pieces“ ist eine Installation von sieben mundgesteuerten Instrumenten. Jedes Modul nutzt auf andere Weise die Reichhaltigkeit der möglichen Mundartikulationen, von Saugen über Beißen bis zum Zungenschlag. Mehrere Personen können gleichzeitig mit Klängen und Musikstücken improvisieren. Sie können kooperieren oder gegeneinander agieren. Die Hände bleiben frei und können so ein weiteres Instrument spielen.

  • Das „ScratchPad“ ist ein mobiles Musikinstrument, das mit zwei Händen bedient wird. Es kann anschlagdynamisch Sounds ansteuern und diese mit Klangeffekten über die Bewegung der Finger verändern. So lassen sich Rhythmus- und Melodieloops erstellen. Diese können im Audioprogramm oder in einer Session mit anderen ScratchPads zu Songs ausgearbeitet werden. (dsc)