Intelligentere PC-Spiele dank KI

Das Spin-off-Unternehmen der Uni Saarland X-aitment programmiert künstliche Intelligenz in Computerspiele. Dafür wird es jetzt mit dem ICT-Preis der EU ausgezeichnet. Er gilt als der bedeutendste europäische Innovationspreis.

„Die Spiele-Entwicklung hinkt den Forschungsergebnissen der künstlichen Intelligenz um 15 Jahre hinterher“, meint Dr. Andreas Gerber, Geschäftsführer von X-aitment. Er hat sich vor drei Jahren mit der Idee selbstständig gemacht, Computerspielen mehr menschliches Leben einzuhauchen. Gemeinsam mit einem Team von inzwischen 24 Mitarbeitern setzt er dafür Methoden und Werkzeuge aus der KI-Forschung ein. Seine Vision ist es, Computerspiele zu entwickeln, bei denen der Spieler nicht mehr erkennt, ob er gegen menschliche oder künstliche Gegner spielt.

Dafür setzen die Saarbrücker Informatiker u.a. so genannte Multiagenten ein. Sie erhöhen den Teamgeist im Spiel. Wie bei einem Fußballspiel bekommt jeder der vom Computer gesteuerten Spieler eine Aufgabe (z.B. Verteidigung, Mittelfeld, Sturm) zugewiesen. Sie lässt sich jedoch nur im Team erfolgreich umsetzen. Die künstlichen Spieler sind in der Lage, wie Menschen miteinander zu kommunizieren. Sie machen Rückmeldung, wenn etwas schiefläuft. Dadurch können sie auch komplexere Strategien verfolgen, wie sie in Echtzeitstrategiespielen à la „Die Siedler“ erforderlich sind. Die Hersteller solcher Strategiespiele (z.B. Blue Byte oder Ubisoft) sind daher bereits Kunden von X-aitment.

Die für Computerspiele entwickelten Verfahren können jedoch auch in anderen Bereichen eingesetzt werden. So lässt sich mit Hilfe der Multiagenten das Fluchtverhalten von Fans bei einer Panik im Fußballstadion simulieren. Oder ein Verkehrschaos wird vorhergesagt, das durch mehrere Baustellen in einer Stadt entstehen kann. Auch ist es möglich, verschiedene Prozesse in Unternehmen zu modellieren, die bisher von Menschen gesteuert wurden.

Um diese Ideen nah an der Forschung weiterzuentwickeln, hat die X-aitment GmbH ihren Sitz im Science Park neben dem Campus der Universität des Saarlandes gewählt. Dies ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit der Informatikforschung an der Universität, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und den Max-Planck-Instituten in Saarbrücken.

Auf der CeBIT stehen Mitarbeiter der Firma am 15. und 16. März im Rahmen der Preisverleihung für Interviews zur Verfügung. Terminabsprachen sind telefonisch unter 0681/302-58099 möglich. (Detlef Scholz)