Intel: Pat Gelsinger wird Chief Technology Officer

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte setzt die Firma Intel einen CTO für alle Geschäftsbereiche ein. Die neue Position fällt wenig überraschend Pat Gelsinger zu, einem Ingenieur, der bei Intel bisher schon als Visionär sowie Mahner und Warner galt.

Die Stelle des CTO dient in US-Unternehmen der langfristigen Entwicklung von Strategien und dem Aufspüren von Synergien zwischen Abteilungen. Pat Gelsinger, 40, hatte diese Position bisher schon bei der "Intel Architecture Group" inne, die sich mit allen Prozessor-Designs beschäftigt.

Nun wird Gelsinger der neuen Abteilung "Corporate Technology Group" vorgesetzt und ist nur noch Intels CEO Craig Barrett unterstellt. Diese Gruppe soll sich vor allem um die Forschung kümmern. Dazu gehört neben Gelsingers "Architecture Labs" auch der Bereich "Intel Research", der auf zahlreichen anderen High-Tech-Gebieten außerhalb der Mikroelektronik forscht. Die eigentliche Produktentwicklung gehört nicht mehr zu Gelsingers Kompetenzen - sie bleibt bei den bisherigen Intel-Abteilungen.

Mit Intel-Chef Craig Barrett verbindet Gelsinger ein sehr enges Verhältnis. Nachdem sich Gelsinger im Herbst 1999 im Rahmen des Intel Developer Forums einen groben Scherz erlaubt hatte ("Darf ich Ihnen Intels gnadenlosen Diktator vorstellen...."), hatte das für ihn keinerlei Folgen. Im Interview mit tecChannel.de gab Gelsinger an, dass er sich nach zwanzig Jahren Zusammenarbeit mit Barrett wegen einer solchen Bemerkung keine Sorgen um seinen Job mehr machen würde.

Im selben Gespräch nahm Gelsinger viele Entwicklungen der kommenden Jahre vorweg: Intel sei ins Stolpern gekommen, meinte er mit Blick auf die Verzögerungen bei Itanium und dem 820-Chipsatz. Das wolle man schleunigst korrigieren, meinte Gelsinger - nicht ahnend, dass Intel in der Folge den 820 mit MTH und beim Pentium III mit 1,13 GHz sogar einen Prozessor zurückrufen musste.

Der joviale Visionär erwies sich in der Vergangenheit auch als eloquenter Redner. Seine Mitarbeiter motiviert er zum Beispiel durch handgeschriebene Dankesmitteilungen für besonderen Einsatz.

Gelsingers Karriere ist typisch für US-Unternehmen: Nach einem Intel-Stipendium an der Elite-Universität Stanford im Silicon Valley wurde der Bachelor der Elektrotechnik 1979 fest bei Intel angestellt, und bald mit CPU-Entwicklungen beschäftigt. In der Folge war er maßgeblich an der Entwicklung des 486 und Pentium Pro beteiligt. Nun soll er sich als CTO weniger um die Produkte, sondern mehr um brauchbare Technologien kümmern. (nie)