Potenzial für den Mittelstand

Industrie 4.0 - Die nächste Revolution?

Das Schlagwort Industrie 4.0 steht für eine Entwicklung, die die klassischen Industriebranchen grundlegend verändert. Die Fertigung wird zusehends mit IT und Internet verbunden, "smarte Fabriken" produzieren hoch individualisierte Produkte. Von der Verschmelzung der echten mit der virtuellen Welt können alle profitieren - auch der Mittelstand.

Worum geht es bei Industrie 4.0? In zwei Sätzen gesagt: Industrie 4.0 steht für die zunehmende Vernetzung von Produkten, Maschinen und Anlagen mit IT und Internet. Das produzierende Gewerbe wächst mit dem Internet zusammen, modernste Informations- und Kommunikationstechnologien werden mit den klassischen industriellen Prozessen vereint.

Plakativ lässt sich Industrie 4.0 mit dem Web 2.0 vergleichen. Letzteres machte aus passiven Internet-Nutzern aktive Teilnehmer. Ähnliches passiert bei Industrie 4.0: Es lässt sich als eine Art Web 2.0 für die Automation auffassen, bei dem die "passiven Objekte" der Industrieautomation handlungsfähig gemacht werden. Das geschieht dadurch, dass jedes dieser Objekte mit Intelligenz ausgestattet wird.

Mit Industrie 4.0 eröffnet sich produzierenden Unternehmen eine ganz neue Welt. Das Schwierige daran ist, dass die Konzepte von Industrie 4.0 bislang ziemlich theoretisch und abstrakt klingen, von einer breiten Umsetzung ist man noch meilenweit entfernt. Aber letztlich geht es auch hier darum, mit neuen Methoden Kosten zu senken sowie effizienter und flexibler zu produzieren - und zwar über alle Branchen und Unternehmensgrößen.

Bei vielen Mittelständlern sind die Möglichkeiten, die Industrie 4.0 mit sich bringt, allerdings noch nicht vollends angekommen. Fast zwei Drittel (64,3 %) der mittelständischen Fertiger in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen noch nicht einmal den Begriff "Industrie 4.0?, ergab eine Umfrage unter rund 1.000 Unternehmen durch das Analysehaus Techconsult. Höchste Zeit, die wichtigsten Punkte zu klären.

Warum "4.0" und woher kommt der Begriff?

"Industrie 4.0" soll die "vierte industrielle Revolution" bezeichnen. Die erste industrielle Revolution fand am Ende des 18. Jahrhunderts statt, als mechanische Produktionsanlagen eingeführt wurden, die durch Wasser- und Dampfkraft angetrieben wurden. In dieser Zeit wurde auch der erste mechanische Webstuhl entwickelt.

Mit Beginn der zweiten industriellen Revolution wurden Fließbänder eingeführt, erstmals in den Schlachthöfen in den USA. Die Verfügbarkeit elektrischer Energie für Produktionszwecke führte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion.

Schließlich folgte mit der dritten, digitalen Revolution zu Beginn der 1970er Jahre der Einsatz von Elektronik und IT in der Produktion. Es wurde nicht mehr nur Arbeitsteilung betrieben, sondern ganze Arbeitsschritte wurden von Maschinen übernommen. Die Industrie 4.0 soll nun - als logische Fortsetzung - die vierte industrielle Revolution werden.

Der Begriff "Industrie 4.0" ist ausnahmsweise keine US-amerikanische, sondern eine deutsche Erfindung. Er wurde erstmals 2011 zur Hannovermesse publiziert. Im Oktober 2012 wurden der Bundesregierung Umsetzungsempfehlungen des Arbeitskreises Industrie 4.0 übergeben. Gleichzeitig nahm die von den drei Branchenverbänden Bitkom, VDMA und ZVEI eingerichtete Plattform Industrie 4.0 ihre Arbeit auf. Sie soll die Aktivitäten in dem Zukunftsfeld künftig koordinieren.