IDF: Multi-Itanium, Dual-Core-Desktop und Multi-OS

Intel überrascht mit etlichen Multi-Ankündigungen: Neben dem Itanium erhalten selbst Desktop-CPUs mehrere Cores. Eine virtuelle Partitionierung der CPUs läutet zudem eine neue Ära ein.

Während der Eröffnungs-Keynote zum Intel Developer Forum Fall 2003 in San Jose stellt Intels Corporation President und COO Paul Otellini das Tanglewood-Projekt vor. Der IA-64-Prozessor der Itanium-Serie arbeitet mit einem Multi-Core-Die. Die CPU soll laut Otellini die 7fache Performance von aktuellen Itanium-2-CPUs mit Madison-Core aufweisen. Die Entwicklung von Tanglewood (Englisch "tangle": Wirrwarr, verwirrt sein) führt das von Intel übernommene ehemalige Digital Alpha-Prozessor-Design-Team durch.

Wie viele Cores Tanglewood auf einem Die vereint, gab Otellini noch nicht bekannt. Von mindestens vier Cores ist dabei auf jeden Fall auszugehen. Bei späteren Versionen von Tanglewood munkelt man von bis zu 16 Cores auf einem Siliziumplättchen.

Vor dem Tanglewood debütiert 2005 aber zunächst der Itanium-2-Nachfolger Montecito. Der weiterhin zum Itanium 2 kompatible Prozessor enthält als Highlight bereits zwei unabhängige Cores auf einem Die.

Auf dem Microprocessor Forum 2002 gab Intel erstmals Pläne über Itanium-Prozessoren mit mehreren Cores bekannt. Damals verkündete Intel-Fellow John Crawford Aussichten auf Itanium-CPUs mit vier Cores auf einem Die bei insgesamt 1000 Millionen Transistoren. Crawford nannte 2007 als Zeitpunkt für die Markteinführung eines entsprechenden Produkts. Der Multi-Core-Itanium ist zusätzlich mit Intels Hyper-Threading-Technologie ausgestattet.

Vom Code-Namen Tanglewood wurde damals aber noch nicht gesprochen. Dass es sich dabei bereits um Tanglewood handelte, ist nach Otellinis Ankündigung jetzt klar: Er nannte für Tanglewood ebenfalls 2007 als wahrscheinliches Launch-Datum.

Otellini gab während der Eröffnungs-Keynote zum Intel Developer Forum auch erstmals Details zu den Plänen künftiger Xeon- und Desktop-Prozessoren bekannt. Beidem mit Code-Namen Tulsa versehenen Prozessor handelt es sich um einen Xeon MP mit Dual-Core. Durch die zusätzliche Hyper-Threading-Technologie wird Tulsa vom System als vier Prozessoren erkannt.

Aktuell basiert der Xeon MP auf dem Gallatin-Core mit einem 2 MByte großen L2-Cache . Die nächste Bewegung in der Roadmap gibt es im ersten Quartal 2004: Intel bietet den Xeon MP laut uns vorliegenden Roadmaps dann mit einem 4 MByte großen L3-Cache an.

Die Taktfrequenz des Prozessors beträgt mindestens 2,60 GHz. Da die Mühlen im Server-Bereich langsamer mahlen und Kontinuität wichtiger ist, gibt es für die großen IA-32-Server erst in der zweiten Jahreshälfte 2004 eine neue Plattform.

Dann erscheint der Potomac zusammen mit dem Chipsatz Twin Castle für vier CPUs. Hinter Potomac verbirgt sich im Prinzip der Prescott-Core, erweitert um die MP-Fähigkeit und einen L3-Cache. Beim Twin-Castle-Chipsatz stehen PCI Express und die Unterstützung von DDR2-Speicher auf der Feature-Liste. Bei Tulsa handelt es sich demnach um den Potomac-Nachfolger. Die Dual-Core-CPU soll laut Otellini im Zeitraum 2005 oder 2006 auf den Markt kommen.

Intels Desktop-Prozessoren arbeiten in einigen Jahren ebenfalls mit einem Dual-Core, wie Otellini erstmals bekannt gab. Die Hyper-Threading-Technologie wird dabei beibehalten und soll verstärkt in allen CPU-Bereichen zum Einsatz kommen. Wann ein potenzieller Pentium-4-Nachfolger mit dem Dual-Core debütieren wird, ließ Otellini während seiner Keynote allerdings noch offen.

Zusätzliche Informationen zu den neuen CPUs lesen Sie im Report Roadmap: Intels Server- & Workstation-CPUs und Intel-Roadmap: Desktop- & Mobile-CPUs.

Auf seiner Eröffnungs-Keynote zum IDF demonstrierte Otellini auch erstmals Intels Vanderpool-Technologie. Mit Vanderpool lässt sich ein Prozessor in zwei Partitionen unterteilen. Jede Partition kann eine unabhängige Software-Umgebung bereitstellen; diese beeinflussen sich nicht gegenseitig. So spielte während der Demonstration auf dem IDF ein Windows XP auf einer CPU-Partition ein Video, während die zweite CPU-Partition gerade ein komplett unabhängiges Windows XP bootete.

Die Partitionierungs-Technologie gibt es bereits in Mainframe-Systemen. Dort bietet sie den Vorteil, dass auf einer Maschine unterschiedliche Betriebssysteme parallel laufen können und damit etwa eine Migration zu neuen Betriebssystemen vereinfacht wird. Da sich zudem die Partitionen nicht beeinflussen können, ist es möglich, jeder Server-Applikation eine separate Partition zuzuteilen und so die Betriebssicherheit deutlich zu steigern. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Beitrag Linux auf dem Mainframe, der auch Nicht-Linux-Fans interessante Details rund um die Server-Virtualisierung bietet.

In Desktop-PCs soll Vanderpool laut Otellini innerhalb der nächsten fünf Jahre zum Einsatz kommen. Dort könnte etwa nach Intels (und Microsofts) Visionen eine Partition als zentraler Home-Entertainment-Server die Video- und Audio-Versorgung des Haushalts managen, während die zweite Partition als normaler Desktop-PC fungiert. Selbst katastrophale Abstürze der Desktop-Hälfte würden dann eine Video-Aufzeichnung nicht stören. (ala)