IBM steigt bei OpenOffice.org ein

Von neuen Funktionen abgeschnitten

Nach dem erfolglosen Drängen von Sun, dass sich die IBM an OpenOffice beteiligen möge, stellte das Projekt die Version 2.0 unter die restriktive GNU Public Licence (LGPL). Sie zwingt dazu, Erweiterungen von OpenOffice unter der gleichen Lizenz an das Projekt zurückzugeben. Die früheren Ausführungen unterlagen der relativ liberalen Sun Industry Standard Source License (SISSL), die IBMs Vorgehen erlaubte. Offiziell begründete Sun seine Maßnahme als Lizenzvereinfachung. Die meisten Beobachter gingen indes davon aus, dass sie sich gegen die IBM richtete.

Die in Lotus Notes 8 eingebetteten Productivity Tools beruhen auf einer alten Version von OpenOffice.
Die in Lotus Notes 8 eingebetteten Productivity Tools beruhen auf einer alten Version von OpenOffice.

Big Blue verharrte seitdem auf der Codebasis von OpenOffice 1.x, die sie um eigene Komponenten erweiterte. Außerdem integrieren die Armonker das Büro-Paket in das Eclipse-Client-Framework, auf dem sowohl Workplace als auch Notes 8 beruhen. Simon Phipps von IBM sprach daher von einer IBM-spezifischen Abspaltung von OpenOffice. Das Unternehmen war aufgrund dieser Entscheidung allerdings von den Fortschritten des Open-Source-Projekts abgeschnitten, so dass es etwa die Dateifilter für das mit der Version 2.0 eingeführte Open Document Format (ODF) selbst entwickeln musste.

Mit dem überfälligen Beitritt der IBM zu OpenOffice erhält das freie Büropaket eine Reihe von Komponenten, die die IBM bisher für sich behalten hatte. Zu den bestehenden Funktionen, die Big Blue bisher nicht an OpenOffice weitergegeben hatte, zählen vor allem Eingabehilfen. Da im öffentlichen Sektor Software häufig nur dann angeschafft werden darf, wenn sie behindertengerecht ist, könnten die freien Büroanwendungen durch den Beitrag von IBM bei staatlichen Institutionen weiter an Boden gewinnen. Außerdem sollten laut FAQ zukünftig 35 IBM-Entwickler in China permanent zu OpenOffice beitragen.