IBM kündigt neue On-Demand-Produkte an

Im Rahmen seiner jährlichen Analysten-Konferenz in New York hat IBM eine Reihe neuer Produkte und Preismodelle angekündigt, die den Hersteller und seine Kunden dem vor einem Jahr von Konzernchef Samuel Palmisano ausgerufenen Motto des "On-Demand-Computing" einen Schritt näher bringen sollen.

Die für die Serverfamilien der i- und zSeries bereits verfügbaren Capacity-On-Demand-Regelungen (COD) gelten künftig auch für die "Bladecenter"-Server sowie die "Shark"-Storage-Arrays. Anwender können ein Bladecenter-Chassis mit sieben aktiven und sieben zunächst inaktiven "HS20"-Blades - Zwei-Wege-Server mit Intels Pentium-4-Xeon-CPUs - anschaffen und die zusätzlichen Blades innerhalb einer Testzeit von sechs Monaten sukzessive freischalten. Beim Shark gibt es analog 6,9 TByte Extrakapazität, die sich ebenfalls bei Bedarf innerhalb eines halben Jahres aktivieren lässt. Dies berichtet die Computerwoche.

Beide Angebote sollen im Laufe des Jahres erhältlich sein; ein genauer Termin ist noch nicht bekannt. "Echtes" On-Demand, bei dem man die Extrakapazität auch wieder abschalten könnte, ist allerdings nicht geboten. Für die pSeries steht COD mit temporärer Prozessornutzung noch aus (hier gibt es ebenfalls nur permanente Updates). Dies dürfte sich mit der Ankündigung neuer Maschinen erledigen, die dann bereits mit einer neuen 1,7- oder 1,8-GHz-Version des Power4+-Prozessors ausgestattet sein dürften.

Auf der Preisseite sollen alle Hard- und Software-Techniken von IBM demnächst unter einem neuartigen Vertrag namens "Open Infrastructure Offering" (OIO) erhältlich sein. Kunden können dann ihre gesamte Infrastruktur gegen einen monatlichen Festpreis beschaffen und nach Bedarf neue Hardware und Services nachrüsten. Welche Produkte genau im Rahmen eines OIO-Vertrages zu haben sein werden, was ein solcher Vertrag kostet und welche Komponenten sich upgraden lassen (auf was und wann), ließ Big Blue bei seiner Ankündigung allerdings im Dunkeln. Ein Sprecher erklärte lediglich, OIO decke das gesamte Portfolio ab und sei nur individuell auszuhandeln.

Angesichts des Festpreises (wie ihn Sun im Rahmen von Project Orion analog zumindest für seine Software plant) stellt sich allerdings die Frage: War nicht On-Demand eigentlich dafür gedacht, fixe Kosten in variable zu verwandeln?

Prinzipiell setzt On-Demand die Fähigkeit voraus, die Komponenten von Systemen und Netzen zu virtualisieren. Die Tivoli-Systems-Management-Sparte hat ein Web-Server-Provisioning-Paket für die Bladecenter entwickelt, die für das Rapid Deployment von Webservern eine Kombination aus "IBM Director", "Websphere" sowie "Storage Manager" und Monitoring-Software von Tivoli verwendet. Außerdem arbeitet IBM an einer dem Netz vorgelagerten User-Provisioning-Lösung, die auf dem "Identity Manager" und dem "Access Manager" von Tivoli sowie dem "Director Integrator" basiert und auf pSeries und Bladecenter läuft.

Des Weiteren hat IBM seine Websphere-Middleware Grid-fähig gemacht. Angekündigt hatten die Armonker dies bereits, als sie im vergangenen Jahr die Open Services Grid Architecture (OSGA) unterstützten. Den "IBM Server Allocation for Websphere Application Server" haben die Systems- und Software-Group sowie IBM Research gemeinschaftlich entwickelt. Das auf "Websphere Enterprise Edition" basierende Produkt soll gegen Ende des zweiten Quartals erscheinen und rund 100.000 US-Dollar kosten. Die Systems-Management-Tools von Tivoli sollen im zweiten Halbjahr ebenfalls Grid-fähig werden.

Last but not least stellte IBM noch Produkte zur Storage-Virtualisierung vor, die früher unter dem Code-Namen "Storage Tank" gehandelt wurden und mittlerweile offiziell in "Totalstorage Virtualization" umgetauft wurden. Der "SAN Volume Controller" (Code-Name "Loadstone") ist ein Zwei-Wege-xServer mit Embedded Linux und Virtualisierungs-Software. Eine Einstiegsversion soll ab Juni für 75.000 US-Dollar zu haben sein. Laut Hersteller wurde das In-Band-Gerät speziell für hohen Durchsatz entworfen. Es lässt sich von zwei bis acht Nodes clustern; jedes Node-Paar soll dabei 140.000 IOPS erreichen. Ob IBM seine Lösung auch auf einen Smart Switch portieren wird, ist gegenwärtig noch unklar.

Beim "SAN Integration Server" handelt es sich um ein komplettes SAN-Setup mit SAN Volume Controller, bis zu 83 TByte Kapazität in Form von "FAST600"-Arrays, redundanten Fibre-Channel-Switches sowie diversen Routern und Hubs. Diese Komplettlösung soll ab August zu haben sein. Das wohl wichtigste Produkt aber bleibt das "Totalstorage SAN File System", das im kommenden Dezember erscheinen soll. Es läuft auf für die Verwaltung von Datei-Metadaten zuständigen xServern unter Linux und stellt ein heterogenes Dateisystem mit Locking auf Dateiebene (und nicht nur auf Blockebene wie beim Volume Controller und der Konkurrenz) zur Verfügung, auf das man von praktisch beliebigen Betriebssystemen aus gleichzeitig zugreifen kann - eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen für echtes Distributed Computing. (Computerwoche/ssp)