zEnterprise EC12

IBM kündigt die nächste Mainframe-Generation an

Die IBM hat unter Mitwirkung von 17 Entwicklungslabors die nächste Generation "zEC12" ihrer Mainframes fertiggestellt. In die neue Großrechner-Generation sind nach Angaben von IBM mehr als 1 Milliarde Dollar R&D-Investitionen sowie etliche Anregungen von Kunden eingeflossen.

Die neuen System-z-Mainframes bieten einer Mitteilung zufolge 25 Prozent mehr Leistung pro Kern, über 100 konfigurierbare Kerne mehr und 50 Prozent mehr Gesamtkapazität als ihre Vorgänger. Der neue Sechskern-Chip im zEnterprise EC12 taktet mit 5,5 Gigahertz und ist damit der aktuell schnellste kommerzielle Prozessor; er wurde wie auch der Microcode maßgeblich im schwäbischen Böblingen mitentwickelt (das Mainframe-"Hauptquartier" von "Big Blue" sitzt in Poughkeepsie im US-Bundesstaat New York).

Zum ersten Mal in der langen Geschichte des Mainframes - das "System/360" stammt aus dem Jahr 1964 - setzt IBM im "zEC12" mit "Flash Express" interne Solid-State-Technik ein. Diese soll insbesondere die Leistung datenintensiver Anwendungen oder Workloads beschleunigen und Lastspitzen abfedern helfen. Außerdem gibt es die neue Generation erstmals auch mit Unterstützung für Stromzufuhr und Verkabelung von oben, so dass sich die Systeme auch ohne Raised Datacenter Floor betreiben lassen - aus Sicht des Herstellers interessant unter anderem für Schwellenmärkte, wo es zuletzt das stärkste Großrechner-Wachstum gab.

Neue Technologien neben alten Stärken

Eine weitere Novität des zEnterprise EC12 ist neuartiger "transaktionaler" Speicher, den IBM zuerst im "Sequoia"-Blue-Gene/Q-Supercomputer für das Lawrence Livermore National Lab benutzt hatte. Dieser wurde seither für den Großrechner angepasst und soll Software besser gleichzeitige Operationen gegen einen gemeinsam genutzten Satz Daten abarbeiten lassen (etwa wenn ein Finanzdienstleister Transaktionen auf die immer gleichen Konten anwendet).

Andere Stärken des Mainframes sind altbekannt - IBMs z-Server erhalten etwa als einzige kommerzielle Server die Sicherheitsstufe Common Criteria Evaluation Assurance Level (EAL) 5+. Neu in Sachen Sicherheit ist im zEC12 der kryptografische Koprozessor "Crypto Express4S", der sich zum Beispiel für hochwertige digitale Signaturen konfigurieren lässt, wie sie für Anträge für elektronische Pässe und Ausweise oder Online-Rechtsgeschäfte benötigt werden, um handschriftliche Unterschriften zu ersetzen.

Großrechner ließen sich schon in unabhängige logische Bereiche aufteilen, als in der IT noch niemand von Virtualisierung sprach. Daran hat sich nichts geändert, ganz im Gegenteil - IBM gibt an, dass Anwender auf einem zEC12 "tausende verteilte Systeme" konsolidieren und dabei mit ihren Private Clouds bei Energieverbrauch, Platzbedarf im RZ und Software-Lizenzen gehörig sparen könnten. Für Linux-Konsolidierung von Oracle-Datenbank-Workloads etwa biete der neue Großrechner die geringsten Total Cost of Acquisition, könne hier gegenüber anderen Plattformen mehr als die Hälfte der Kosten sparen und speziell beim Energieverbrauch im Vergleich zu virtualisierten x86-Alternativen bis zu 75 Prozent günstiger sein.

Eine deutliche Leistungssteigerung vermeldet IBM für den zEnterprise EC12 außerdem im Bereich Analytics; entsprechende Workloads soll der neue Großrechner 30 Prozent schneller abarbeiten als die vorige Generation. Anwender, für die analytische Applikationen von besonderer Bedeutung sind, können überdies den "DB2 Analytics Accelerator" einschließlich Netezza-Data-Warehouse anbinden, um operationale und Business Analytics auf der gleichen Plattform zu fahren.

Ebenfalls eine Generation weiter ist nun die "zEnterprise BladeCenter Extension" ("zBX"), mit der Unternehmen POWER- und x86-Rechner an den Großrechner anbinden und als ein einziges, virtualisiertes System verwalten können. Das neue "zBX Model 003" kann wie gehabt Spezialprozessoren für ausgewählte Workloads aufnehmen, beispielsweise das "Websphere Datapower Integration Appliance XI50 for zEnterprise", DB2 Analytics Accelerator und ausgewählte BladeCenter-Server. IBM hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 150 zBX-Einheiten mit 1100 Bladeservern an Kunden ausgeliefert.