I-WAR: Informationstechnik und Krieg

Der historische Informationskrieg

Richtig ins Rollen kam der Militär-informationelle Fortschritt mit Anbruch der Neuzeit. Napoleon Bonaparte überzog sein Imperium mit den Balkentelegrafen der Brüder Chappe und erlangte damit eine bis dahin nicht dagewesene Koordinationsfähigkeit militärischer Ressourcen. Während seines Österreichfeldzugs sollte sich dies als kriegsentscheidend erweisen.

Hundertzwanzig Jahre später war Hitlers Blitzkrieg nicht zuletzt deshalb so durchschlagend, weil deutsche Panzer erstmals Funkempfänger mit sich führten und die Besatzungen den Befehlen ihrer Kommandeure in Echtzeit gehorchen konnten. Als letztinstanzlich erfolgreichere Informationskrieger zeigten sich allerdings die westlichen Alliierten. Sie erfanden Radar und Sonar für die Feindobjekterkennung, Operations-Research zur Bewältigung militärischer Versorgungsprobleme und erkannten im Unterschied zu den Nazis die militärische Bedeutung programmierbarer Rechenautomaten. Der "GröFaZ" (Anmerkung: Eine seinerzeit volkstümliche Verballhornung des Ehrentitels "Größter Feldherr aller Zeiten", mit der die NS-Propaganda Hitler bedachte.) und seine Rüstungsexperten ignorierten hingegen die Erfindungen des deutschen Computerpioniers Konrad Zuses völlig.

Ihre Informationstechnik-Wunderwaffe, eine Chiffriermaschine namens ENIGMA, wurde von dem britischen COLOSSUS-Computer schachmatt gesetzt. Einem Team um Alan Turing gelang es, mit Hilfe des tonnenschweren Röhrenrechners den Code der Wehrmacht zu entschlüsseln. Insbesondere während des U-Boot Krieges im Atlantik hat dieser Coup nicht wenig zur Wendung des "Kriegsglücks" beigetragen und Premierminister Winston Churchill konnte von seinen Kryptologen anerkennend als "Gänsen, die goldene Eier legen" sprechen.