VMware vSphere 5.5 und Microsoft Hyper-V 2012 R2 im Vergleich

Hyper-V 2012 fordert vSphere im Data Center heraus

VMwares technologischer Vorsprung schmilzt

Der Fokus auf Public oder Hybrid Clouds hat zu einem technischen Wettrüsten bei der Systemskalierbarkeit in Scale-up- und Scale-out-Szenarien geführt. Dabei liefern sich beide Hypervisor ein Kopf-an-Kopf-Rennen, teilweise mit Vorteilen für Microsoft. So unterstützen die Hosts inzwischen 320 logische Prozessoren, 4 TB RAM sowie 2048 virtuelle CPUs. Der Hyper-V Host unterstützt 1024 aktive VMs, der ESXi-Hypervisor deren 512. Jeder VM können bis zu 1024 GB RAM zugewiesen werden. Ein Hyper-V-Cluster kann dabei bis zu 8000 VMs umfassen, bei vSphere sind es 4000.

Diese Zahlen zeigen, dass hier der Anspruch besteht, ganze Rechenzentrumsumgebungen in Hybrid-Cloud-Szenarien zu automatisieren. Aus diesem Grund entwickeln sich in kaum einem anderen Bereich Virtualisierungstechnologien derzeit schneller weiter als beim Thema Storage. In den Bereichen Speicherkapazität, IO-Performance und Flexibilität beim Management herrscht in den meisten Punkten Gleichstand, was gerade angesichts der bisherigen Übermacht VMwares durch sein Virtual Machine File System (VMFS) überrascht:

So unterstützt Microsofts neues virtuelles Dateiformat VHDX nun Dateien bis zu 64 TB gegenüber 62 TB bei VMware. Die neue Snapshot-Funktion erlaubt wie bei VMware das Zusammenführen der in Snapshots gespeicherten Änderungen mit einer Eltern-VM (Online Merge), ohne dass die virtuelle Maschine zu diesem Zweck heruntergefahren werden muss, wie es in der vorigen Version der Fall war.

Zu den weiteren Microsoft-Neuerungen zählt der sogenannte Offloaded Data Transfer (ODX), bei dem der Hypervisor bestimmte Aufgaben wie das Kopieren oder Verschieben von VMs an kompatible Speichersysteme übergeben kann. Diese kommunizieren dann direkt miteinander, der Host wird auf diese Weise weitgehend entlastet; zudem können enorme Geschwindigkeitszuwächse bei verschiedenen Schreiboperationen erzielt werden, zum Beispiel beim Erstellen einer virtuellen Festplatte. VMware stellt diese Technik als Storage APIs for Array Integration (VAAI) bereit. In beiden Fällen müssen die Speicherhersteller diese Funktionen explizit unterstützen.


Für Gleichstand sorgt auch die bei Hyper-V neu hinzugekommene Unterstützung für Fibre Channel in VMs mit bis zu vier virtuellen HBAs je Gast. Bisher konnten ihnen Disks nur über iSCSI direkt zugeordnet werden. VMs können zudem sowohl von SANs über iSCSI als auch via Fibre Channel booten. Beide Hypervisor unterstützen Multipath-IO.

VMware hat nach wie vor mit Storage DRS gegenüber Microsoft einen Vorsprung: Diese Technik sorgt für eine automatische VM-Platzierung, um die Rechenleistung des Server-Pools optimal auszulasten und Energie durch Herunterfahren nicht benötigter Hosts zu sparen. Der System Center Virtual Machine Manager (VMM) kann eine LUN auf dem Storage System automatisch provisionieren, während bei vSphere zunächst der Storage-Administrator eine LUN erstellen muss, bevor sie in vCenter genutzt werden kann.

Shared Storage auf Basis der Clusterd Shared Volumes (CSV) kann in Hyper-V mittels BitLocker verschlüsselt werden, während VMware selbst keine Volumes verkrypten kann, sondern zum Beispiel entsprechende Dienste des Gastbetriebssystems dafür in Anspruch nehmen muss.

Gleichstand beim Ressourcenmanagement

Der Umgang mit dem wertvollen Arbeitsspeicher ist entscheidend, um eine möglichst hohe VM-Dichte je Host zu erreichen und damit Kosten sowie Managementaufwendungen gering zu halten. Beide Wettbewerber zeigen sich hier auf der Höhe der Zeit, wenngleich mit unterschiedlichen Ansätzen - und möglicherweise gewissen Vorteilen für VMware, das für sich in Anspruch nimmt, eine höhere VM-Dichte realisieren zu können:

Memory Overcommitment, Memory Ballooning und Memory Compression gehören zum VMware Memory Management. Mit seinem Dynamic Memory System passt Microsoft die Speicherzuweisung für einzelne VMs dynamisch zwischen einem einstellbaren unteren und oberen Limit an. Smart Paging hilft, Engpässe beim Neustart virtueller Maschinen zu umgehen, indem Festspeicher als temporäre Auslagerung herangezogen wird.