HP-Gründerfamilien gegen Compaq-Merger

Die Familie des verstorbenen HP-Gründers William Hewlett hat sich ebenso wie David Packard, Sohn des gleichnamigen zweiten HP-Gründers, gegen die geplante Übernahme von Compaq ausgesprochen.

Damit stellen sie die Zukunft des Deals und indirekt auch die von Konzernchefin Carleton "Carly" Fiorina in Frage. Wie die "Computerwoche" berichtet, äußerte Walter Hewlett seine Bedenken im Namen seiner gesamten Familie sowie zweier Stiftungen (William Hewlett Revocable Trust, William and Flora Hewlett Foundation), die zusammen mehr als 100 Millionen oder rund fünf Prozent der HP-Aktien halten.

Der Merger mit Compaq setze HP verstärkt dem "brutalen, niedrigmargigen PC-Geschäft" aus und werte gleichzeitig das lukrative Druckergeschäft ab, so Hewlett. "Ein schlechtes Geschäft", meint Walter Hewlett. "Je eher es endet, desto besser." Anfang September hatte Hewlett, der noch im Verwaltungsrat des Konzerns sitzt, dem Geschäft noch ein wenig widerwillig zugestimmt. Seinen Sinneswandel begründete er mit der aktuellen Wirtschaftslage, Compaqs düsteren Prognosen sowie wachsenden Bedenken angesichts der Komplexität der anstehenden Integration.

David Packard, der sich 1999 aus der Chefetage von HP verabschiedet hatte, weil er gegen die Ausgliederung von Agilent war, kann sich dem nur anschließen. "Ich stimme all dem zu, was Walter gesagt hat", erklärte der 61-Jährige. Auch das Packard Humanities Institute (besitzt 25 Millionen Aktien) werde gegen die Fusion mit Compaq stimmen. Packard sprach allerdings nicht für seine Schwester Susan Packard Orr oder die David and Lucile Packard Foundation. Deren Geschäftsführer George Vera erklärte, man habe noch keine Entscheidung gefällt. Die Packard-Familie besitzt aktuellen Pflichtveröffentlichungen zufolge noch rund zehn Prozent von HP.

Ein Schlag ins Gesicht sind die Entscheidungen der Gründerfamilien für Carly Fiorina, die den Deal gemeinsam mit Compaq-Chef Michael Capellas eingefädelt hatte. "Ich habe viele Dinge unterstützt, die sie gemacht hat, aber Compaq ist nicht der richtige Partner für HP", erklärte Hewlett. Der Konzern selbst bedauerte in einer Stellungnahme die Entscheidungen und erklärte, er werde an seinen bisherigen Plänen festhalten.

"Ein herber Schlag für Fiorina", kommentierte Sunil Reddy, Portfolio-Manager bei Fifth Third Bancorp. "Wenn solch wichtige Aktionäre opponieren, wird das Geschäft schwerlich durchgehen." Sein Unternehmen hält 1,5 Millionen HP-Anteile und will ebenfalls gegen die Fusion votieren. "Das bedeutet das Aus für den Deal", glaubt Kollege Toni Sacconaghi von Sanford Bernstein.

Die Anleger jedenfalls reagierten bereits vehement auf die Nachrichten. Im nachmittäglichen US-Börsenhandel stiegen die Aktien von HP um 17 Prozent auf 19,81 Dollar, während die Compaq-Papiere um 5,5 Prozent auf 8,50 Dollar nachgaben. Damit liegen Compaqs tatsächlicher Börsenkurs und die Bewertung des texanischen Unternehmens im Rahmen der geplanten Transaktion mittlerweile 30 Prozent auseinander. Ausführliche Informationen zum Thema bietet der Report HP kauft Compaq für 25 Milliarden US-Dollar. (Computerwoche/jma)